Wanderer zwischen westlicher und arabischer Welt
Spanischer Schriftsteller Juan Goytisolo gestorben – Viele Jahre Kandidat für Nobelpreis
MADRID/MARRAKESCH – Der mehrfach ausgezeichnete spanische Schriftsteller und Orientexperte Juan Goytisolo ist tot. Der Autor von „Trauer im Paradies“starb am Sonntag im Alter von 86 Jahren in seinem Haus im marokkanischen Marrakesch, wie seine Agentur mitteilt. Nach einem Schlaganfall habe sich der Gesundheitszustand von Goytisolo zuletzt deutlich verschlechtert, berichteten spanische Medien am Montag.
Goytisolo galt seit vielen Jahren als Kandidat für den Literaturnobelpreis. im Jahr 2014 erhielt der kritische Intellektuelle in seiner Heimat den Cervantes-Preis. „Goytisolo repräsentiert eine der Spitzen der spanischen Literatur, vor allem in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg“, sagte damals Jury-Präsident José Manuel Caballero Bonald. Bereits 1993 wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis der Stadt Dortmund ausgezeichnet.
Zu den bekanntesten Werken
Goytisolos zählen neben „Trauer im Paradies“die Trilogie „Identitätszeichen“, „Rückforderung des Grafen Don Julian“und „Juan ohne Land“. In seinen Büchern rechnete der Autor mit der Rückständigkeit der spanischen Gesellschaft vor allem während, aber auch nach der Diktatur von Francisco Franco (1939–1975) ab.
Der Katalane galt als Pendler zwischen der westlichen und der arabischen Welt, als Mittler zwischen den Kulturen. Er wuchs in seiner Geburtsstadt Barcelona auf, ging aber schon 1956 als energischer Gegner des Franco-Regimes ins selbstgewählte Exil nach Paris. In Spanien waren seine Werke von 1963 bis 1975 verboten.
Goytisolo unternahm viele Reisen unter anderem nach Lateinamerika, Nordafrika und in den Nahen Osten, dozierte an amerikanischen Universitäten und ließ sich 1997 kurz nach dem Tod seiner Ehefrau, der französischen Autorin Monique Lange, in Marokko nieder.
Dort wurde er am Montag auch auf dem spanischen Friedhof von Larache unweit von Tanger beerdigt.