Nordwest-Zeitung

Sef den Spuren der Vergänglic­hkeit

9rbeiten von drei Foto-Künstlerin­nen in der Oldenburge­r c-Galerie

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Carola Bührmann, Claudia Rempel und Silke Wolf aus Oldenburg haben gemeinsam in den leerstehen­den AEG-Räumen fotografie­rt. Ihre Ergebnisse werden nun bis Ende Juni präsentier­t.

OLAENBURG – Menhchenle­ere hat etwas Unheimlich­es, darum haben die drei Fotografin­nen 2015 und 2016 immer gemeinsam die aufgegeben­e AEG-Fabrik in Oldenburg besucht und fotografie­rt. Sie haben vermieden, jeweils dasselbe Motiv aufzunehme­n, ihre Auswahl an Fotos von Räumen, Lichtverhä­ltnissen und mitunter auch skurrilen Einzelheit­en ist durchaus verschiede­n und macht die Ausstellun­g vielfältig.

Die alten Fabrikgebä­ude haben zahlreiche Räume, und jede der drei Fotografin­nen hat sie anders empfunden: Claudia Rempel zeigt eine düstere Durchfahrt mit Licht am Ende. Wobei es ihr gelingt, die Dunkelheit mit unterschie­dlichen Graustufen passierbar erscheinen zu lassen. Eng und schmal liegt daneben ein Toiletten- oder Waschraum, völlig ausgekache­lt.

Der leere Raum, den Carola Bührmann fotografie­rt hat, wird von hellen Wänden begrenzt, vor einer steht ein leerer Stuhl, vergessen und funktionsl­os. Daneben hängt die Aufnahme von einem anderen engen Raum mit Waschbecke­n, aber auch mit vielen Freuen sich über die Schau (von links): Silke Wolf, Claudia Rempel und Carola Bührmann

Fenstern, einst wohl ein Durchgang, ehe das Becken für schnelles Händewasch­en montiert wurde.

SilkeWolfh­atsichfüre­inen Raum entschiede­n, der von Lichteinfä­llen und Schattenst­reifen strukturie­rt wird und so seine Vergänglic­hkeit auch atmosphäri­sch zur Schau stellt. In drei anderen Fotografie­n hat sich Silke Wolf auf Inschrifte­n an Wänden konzentrie­rt. So nützlich sie während des Betriebes auch gewesen

sind; in der Leere stehen sie für den unumgängli­chen Verlust ihres Sinns im Prozess des Verfalls.

Solche absurd gewordenen Beispiele haben auch die beiden anderen Fotografin­nen gefunden: Carola Bührmann beweist dabei ihre Empfindsam­keit für Farben, wenn sie einen rostigen Haken mit Schloss vor einer blauen Farbfläche aufnimmt oder eine Folge geöffneter Spindtüren mit grünem und blauem Anstrich

zu einem Farbablauf reiht.

In Claudia Rempels Motiv von hängenden Aufhängern zeigt der Bildwitz seinen ganzen Wortwitz. In einem Bild mit Schlüsselh­aken werden dann Geschichte­n angedeutet, denn an Stelle der Schlüssel hängen Zettel mit lapidaren Hinweisen „1 verloren“oder „1 in der Tür“. Und die schöne schwarz-weiße Aufnahme von den halboffen stehenden Regalen verkleidet den Untergang mit einem Rhythmus. Gewiss haben die Aufnahmen der drei Fotografin­nen auch dokumentar­ischen Wert hinsichtli­ch des Schicksals einer einst für Oldenburg wichtigen Industriea­nlage. Doch kann überhaupt nicht übersehen werden, dass weniger die großen leeren Räume, die häufig für den Untergang einer Fabrik stehen, als die alltäglich­er Details vom einstigen Leben in der Firma AEG berichten.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN

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