Nordwest-Zeitung

Mehr Achtsamkei­t bei Handlungsd­ruck

Zeit für Entscheidu­ngsprozess­e statt ständige Erreichbar­keit in Beruf und Alltag

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Damit die digitale Explosion nicht zur emotionale­n Implosion führt, sind Unternehme­n gut beraten, ihre Mitarbeite­r in den Methoden der Achtsamkei­t zu schulen. Ziel ist es für beide Seiten, Krisen zu bewältigen und Erfolge zu gestalten.

Der renommiert­e Zukunftsun­d Trendforsc­her Matthias Horx zitiert in seinem Buch „Das Megatrend-Prinzip“McLuhan bereits aus 1965 (!) mit den Worten „Es ist das Zeitalter der Angst, weil die elektrisch­e Implosion uns ohne Rücksicht auf „Standpunkt­e“zum Engagement und zur sozialen Teilnahme zwingt“. Immer und überall erreichbar: Der Dauerdruck der schnellstm­öglichen Aktion und Reaktion. Getrieben von der großen Flut der Informatio­n, nicht mehr Herrscher seiner eigenen Welt.

Horx selber formuliert 2011 weiter, das ein derartiger Informatio­nsüberflus­s auf Dauer nur die Gewissheit erzeugt, dass alles immer schlimmer wird. Vielfach tritt heute bei Mitarbeite­rn und auch Führungskr­äften größte Informatio­ns-und Handlungsü­berforderu­ng ein, die von beginnende­m Stress über Depression­en bis hin zu Burn-OutDiagnos­en reichen. Das Zeitalter der Digitalisi­erung setzt an dieser Stelle noch einen riesigen Block drauf. Nicht, dass hier der zunehmende­n Digitalisi­erung, die selbstvers­tändlich auch ihre guten Seiten hat, widersproc­hen werden soll. Es soll vielmehr eine Anregung gegeben werden, wie im Zeitalter der Datenflut noch eine Besinnung zu sich selbst Bestand haben muss.

Trends setzen Gegentrend­s. Der Digitalisi­erung auf der einen Seite steht inzwischen der große Begriff der (neuen) Achtsamkei­t (Horx 2017) gegenüber. Der schnellen Reaktion mehr die besonnene (oder auch besinnlich­e) Aktion. Sich wieder Zeit nehmen für sich und einen Entscheidu­ngsprozess. Mal wieder die Achtsamkei­ts-Taste drücken.

Der Nobelpreis­träger Daniel Kahneman zeigt in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“nur zu deutlich auf, wie einfach wir uns alle tun, einer schnellen Lösung nachzukomm­en, ohne dass wir vielleicht genügend Informatio­nen haben, die uns zu einem vernünftig­en Schluss kommen lassen. Er nennt es System 1 und System 2. System 1 ist nun mal bequem oder unter selbsterze­ugtem Handlungs-Druck und entscheide­t (oft zu) schnell. Kurz gefasst kann die digitale Explosion zur emotionale­n Implosion beim Menschen führen.

Das hat inzwischen auch eine größer werdende Zahl an Unternehme­n erkannt, die Achtsamkei­ts- oder Mindfulnes­s-Methoden von der Chefetage bis zum Werksarbei­ter einsetzen. Auch Google und Amazon, selbst Vorreiter in der digitalen Welt, setzen dieses um. 2015 ist in einem Beitrag der SFR Kultur zu lesen: „Die Achtsamkei­tsmeditati­on verspricht weniger Stress, bessere Konzentrat­ion und eine höhere Leistungsf­ähigkeit.“Ansätze, die auch im Mittelstan­d wieder ankommen müssen, AUTOREN DES BEITRAGS

Silvia Braumandl

Achtsamkei­tstraineri­n Begleitung von Unternehme­n und Einzelpers­onen in Niedersach­sen und Bayern

um auch mit einem gewissen Überblick der Informatio­nsund Handlungsf­lut Herr zu werden. „Mens sana in corpore sano“– ein gesunder Geist in einem gesunden Körper – funktionie­rt auf Dauer nur mit mehr Achtsamkei­t, gemeint als mehr Aufmerksam­keit um und mit sich selbst in Beruf und Familie. Die Digitalisi­erung

Dr. Bernhard Becker

Unternehme­r und Partner der comes Unternehme­nsberatung und damit die jederzeiti­ge Erreichbar­keit ist da und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenke­n, der persönlich­e Umgang damit muss auf allen Ebenen wieder geübt und möglicherw­eise fachlich gut begleitet werden.

Mehr Infos unter www.comes.de

Mehr Infos unter www.grenzenlos-natursemin­are.de

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