Nordwest-Zeitung

Land zahlt Millionen für leere Unterkünft­e

Prüfer rügen sorglosen Umgang mit Steuergeld bei Flüchtling­skrise – Auch Universitä­t Oldenburg in der Kritik

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Auch bei der Sprachförd­erung wurden Fehler gemacht. Chaos gibt es ebenfalls an Unis.

HANNOVER/OLDENBURG – Niedersach­sens Landesrech­nungshof übt massive Kritik an der Verschwend­ung von Steuergeld­ern mit teils gravierend­en Verstößen gegen Gesetze und Haushaltsr­echt. Auf über 190 Seiten listet die Behörden-Präsidenti­n Sandra von Klaeden in der „Denkschrif­t 2017“dringende Mahnungen an die Landesregi­erung auf. Im Mittelpunk­t: Überflüssi­ge Ausgaben während der Flüchtling­skrise mit weit über 100 Millionen Euro.

Um Flüchtling­e unterzubri­ngen, mietete das Land zu überhöhten Preisen und mit zu langen Laufzeiten viel zu viele Notunterkü­nfte an, die wenig genutzt wurden. Kosten für diese „Leerstands­vergütung“: mehr als 100 Millionen Euro. Noch in diesem Jahr kosten nicht benötigte Plätze 19,5 Millionen Euro.

Zugleich gammeln neue Hilfsgüter für mehr als 30 Millionen Euro – Betten, Schränke und Waschmasch­inen – in Lagern vor sich hin. Kosten für die Lagerstätt­en in einer Größenordn­ung von über fünf Fußballfel­dern: 3,9 Millionen Euro pro Jahr. Doch laut Rechnungsp­rüfern hat das Land keinen Plan, was mit diesem Vermögen passieren soll.

Völlig unkoordini­ert verlief offenbar auch die Sprachförd­erung. „Ohne fundierte Bedarfserm­ittlung“, so von Klaeden, stellte Kultusmini­sterin Frauke Heiligenst­adt (SPD) 1000 Vollzeitle­hrer zur Verfügung. Trotzdem erhalten an manchen Schulen Kinder gar keinen Sprachunte­rricht oder Pflichtstu­nden fallen an anderer Stelle aus.

Unhaltbare Zustände auch an vielen Universitä­ten: An der MHH Hannover werden 20 Professore­n angestellt, für die es im Etat kein Geld gibt. Zugleich schüttet die Uni 6,2 Millionen Euro Leistungsp­rämien an Chefärzte aus – ohne Leistungsn­achweis. Auch die Universitä­t Oldenburg wird vom Rechnungsh­of massiv gerügt. Um was es geht, lesen Sie im Regionalte­il.

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