Politik zweifelt an WM 2022 in Katar
Heftige Kritik an Golf-Emirat – Land politisch isoliert
BERLIN/DPA/SID – Nach dem Vorwurf der Terrorunterstützung wird Katar von deutschen Spitzenpolitikern als Gastgeber der WM 2022 mehr denn je infrage gestellt. „Die Vorwürfe wiegen zu schwer. Die Diskussion über die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar muss ernsthaft geführt werden“, sagte der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Volker Kauder, der „Passauer Neuen Presse“.
Es sei kaum vorstellbar, dass in einem Land, aus dem der Terrorismus massiv unterstützt werde, ein WM-Turnier ausgetragen werden könne, so der CDU-Politiker. Das Emirat müsse nun zur Aufklärung beitragen. Saudi-Arabien und weitere arabische Staaten haben alle diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Sie werfen dem GolfEmirat unter anderem die Unterstützung von Terrororganisationen vor.
Die Vergabe im Jahr 2010, die von schweren Korruptionsvorwürfen begleitet worden war, sei „ohnehin problematisch genug“gewesen, sagte Kauder: „Seit Langem gibt es zahlreiche Berichte, dass der islamistische Terrorismus auch aus Katar heraus unterstützt wird.“
„Die aktuelle Entwicklung ist nur ein weiterer trauriger Beleg dafür, dass Katar als Austragungsort für eine Fußball-WM denkbar ungeeignet ist“, sagte Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) der Zeitung „Die Welt“. Sie fordert vom Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Reinhard Grindel, sich beim Weltverband Fifa für klare Kriterien bei WM-Vergaben einzusetzen. Grindel ist bei der Fifa Mitglied im sogenannten Council, dem wichtigsten Entscheidungsgremium. Der DFB-Präsident hatte betont, dass er die Situation in Katar mit der Bundesregierung erörtern wolle.
Der Welt-Turn-Verband beschäftigt sich mit Alternativen zur WM 2018 in Doha/Katar. „Wir haben einen Plan B ausgearbeitet“, sagte VerbandsPräsident Morinari Watanabe: „Aber es ist nicht der Moment, ihn schon zu veröffentlichen.“Die WM soll vom 25. Oktober bis 3. November 2018 in Doha stattfinden.