Nordwest-Zeitung

Wie Iwan König zum Akkord-Arbeiter wird

Am 16. Juni beginnt 33. Musikalisc­her Sommer in Ostfriesla­nd – Abstecher nach Oldenburg

- VON HORST HOLLMANN

AURICH/JEVER – Bei Iwan König bekommt der Begriff „AkkordArbe­iter“eine doppelte Bedeutung. Als Pianist ordnet er die Akkorde in der Musik und spielt mit ihnen. Bei der Künstleris­chen Leitung des Festivals „Musikalisc­her Sommer in Ostfriesla­nd“bedeutet sein Engagement harte Arbeit, die nicht in Stunden zu berechnen ist. 31 Konzerte verantwort­et er. An neun Abenden tritt er selbst auf.

König gilt als ungemein wendiger Pianist, einer, der unterschie­dliche Anforderun­gen intensiv erfasst und auf hohem Niveau erfüllt. Im Eröffnungs­konzert am 16. Juni in der Auricher Lamberti-Kirche tritt er als Kammermusi­ker

auf. Zum Finale am 30. Juli spielt er in Emden Chopins zweites Klavierkon­zert. Dazwischen legt er Hand etwa an die Goldbergva­riationen von Bach aus dem 18. Jahrhunder­t, oder an Bartoks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug aus dem Zwanzigste­n.

In der Nachfolge seines Vaters und Gründers Wolfram König hat er das traditions­reiche Festival in ein solides Fahrwasser geführt, seit sich die Sommermusi­k in Ostfriesla­nd vor sechs Jahren disharmoni­sch gespalten hat. Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil hat die Schirmherr­schaft für den 33. Musiksomme­r 2017 übernommen. Nach seiner betonten Wertschätz­ung der „Gezeitenko­nzerte“der Ostfriesis­chen Landschaft im vorigen Jahr zeigt er sich damit als Brückenbau­er: „Die Festivals mögen sich gegenseiti­g anspornen zu kulturelle­r Vielfalt.“

Das andere Festival des künstleris­chen Leiters Matthias Kirschnere­it wird am 23. Juni beginnen und über sieben Wochen laufen. Erstmals haben beide Veranstalt­er weitgehend Terminüber­schneidung­en vermieden. Zwischen Pewsum, Leer, Carolinens­iel und Oldenburg werden das die Hörer zu schätzen wissen.

König und die fürs Management zuständige Julia Marie Müller locken durchaus mit großen Namen wie dem der Geigerin Isabelle van Keulen (30. Juni im Oldenburge­r Schloss), des Klarinetti­sten Sebastian Manz oder dem Minguet-Quartett. Das Publikum freut sich aber auch auf vertraute Künstler wie Philippe Graffin ( Violine), Erik Wenbo Xu (Viola) oder Dmitri Ashenazy (Klarinette).

An besonderem Pfiff fehlt es nicht. Gleich zu Beginn präsentier­t sich im Lokschuppe­n in Jever (17. Juni) Tubist Andreas Martin Hofmeir mit dem Harfeniste­n Andreas Mildner. Vor diesem ungleichen Duo ist nichts sicher – weder Carmen, noch Gretchen am Spinnrad, noch Tannhäuser.

Newspapers in German

Newspapers from Germany