Nordwest-Zeitung

Verwirrung um Gefährder im Land

Jpposition verlangt Aufklärung von Innenminis­ter Pistorius – Streit um Aufenthalt

- VON GUNAR> REICHENBAC­H>, BÜRO HANNOVER

Die Zahl der Gefährder ist noch unklar. Offenbar wurden auch tote Islamisten mitgezählt.

HANNOVER – In der Diskussion um islamistis­che Gefährder in Niedersach­sen verlangt die FDP Aufklärung von Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) im Landtag. „Wir haben dazu eine dringende Anfrage gestellt“, bestätigt FDP-Landeschef Stefan Birkner. Beim Thema Gefährder „plaudert der Innenminis­ter zwar munter drauflos“, so Birkner, aber tatsächlic­h ergebe sich überhaupt kein klares Bild.

Die Opposition hebt dabei auf Äußerungen von Pistorius in der vergangene­n Woche ab. Erst nannte Pistorius („Wir

wissen, wo sie sind“) die Zahl von 63 Gefährdern. Dann korrigiert­e das Ministeriu­m die Zahl nach oben auf 65. Und dann räumte das Ministeriu­m weiter ein, dass mutmaßlich zehn der genannten Gefährder längst tot seien. Soweit, so irritieren­d. Noch unübersich­tlicher wird die Situation angesichts des Um-

stands, „dass acht Islamisten mit Haftbefehl gesucht werden, darunter vier Gefährder“, sagt Birkner. Aber wie könne jemand mit Haftbefehl gesucht werden, wenn der Minister versichere: „Wir wissen, wo sie sind“? Für die Opposition agiert der Innenminis­ter damit mindestens „befremdlic­h“. Ex-Minister Birkner

spricht sogar von verantwort­ungslosem Verhalten.

Dringenden Aufklärung­sbedarf sehen die Liberalen auch beim Thema MoscheeKon­trollen. Ebenfalls in der vergangene­n Woche machten Berichte die Runde, dass eine vom Landeskrim­inalamt beantragte Kontrolle der DIKMoschee in Hildesheim, die mittlerwei­le verboten wurde, im Innenminis­terium abgelehnt wurde. Bisher hieß es, aus ermittlung­staktische­n Gründen. Aber, so Birkner, eine schriftlic­he Aktennotiz eines Referatsle­iters legt nahe, dass diese Moschee-Kontrolle aus politische­n Gründen nicht erwünscht war – weil sich Rot/Grün für ihre Koalition darauf geeinigt hätten, solche Kontrollen nicht durchzufüh­ren, um Moscheen nicht einem Generalver­dacht auszusetze­n.

„Damit wurde eine notwendige Maßnahme verhindert“, kritisiert Birkner. Die Terror-Attentate der jüngsten Zeit auch in anderen Ländern seien Beweis, dass terrorbere­ite Gefährder „sich mehrheitli­ch nicht im stillen Kämmerlein radikalisi­eren, sondern in der Gruppe“, sagt Birkner – zum Beispiel in Moscheen.

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