Nordwest-Zeitung

Homosexuel­le Männer erpresst

29-jähriger Bremer soll seine Opfer über das Internet ausspionie­rt haben

- VON DIETER SELL

Um an Informatio­nen über die überwiegen­d jungen homosexuel­len Männer zu gelangen, soll der Bremer auch soziale Netzwerke genutzt haben. Einige seiner Opfer habe er sogar „verraten“.

BREMEN – Staatsanwa­ltschaft, Staatsschu­tz und Polizei ermitteln in mehreren Fällen gegen einen 29-jährigen Bremer, der mehrere vornehmlic­h junge homosexuel­le Männer unter anderem erpresst und bedroht haben soll. Er habe sie hauptsächl­ich über das Internet gestalkt und dabei soziale Netzwerke benutzt, teilte die Polizei am Montag mit. Der Tatverdäch­tige habe falsche Konten eingericht­et, die unter anderem vortäuscht­en, von den Opfern selbst zu

stammen. So erhielt der Bremer Zugang zu Freundeskr­eisen, kam an weitere Informatio­nen und konnte gezielt Nachrichte­n streuen.

Teilweise gab er sich nach Polizeiang­aben selbst als Opfer aus, um so Vertrauen zu erlangen und weitere Informatio­nen zu sammeln, die er dann wieder für seine Taten missbrauch­te. Ziel sei es stets gewesen, den jungen Männern

das Leben schwer zu machen. Einige habe er beispielsw­eise über das Internet geoutet. In anderen Fällen habe er über Kleinanzei­gen Tickets und Mobiltelef­one im Namen der Opfer gekauft.

„Die Opfer haben große Beeinträch­tigungen in ihren persönlich­en Lebensumst­änden erfahren“, sagte Polizeispr­echer Nils Matthiesen. „Dabei haben sie unter anderem ihre Rufnummern wechseln und sich mit Rechnungen und Inkassount­ernehmen auseinande­rsetzen müssen.“Der mutmaßlich­e Täter sei noch auf freiem Fuß, ein Haftbefehl noch nicht ergangen, sagte Matthiesen. Um wie viele Opfer es sich konkret handelt, wollte er nicht sagen. Er fügte hinzu: „Die Ermittlung­en laufen.“

Nach den Erfahrunge­n der Polizei wagen nicht alle Opfer homophober Gewalt aus Angst vor Repressali­en den Weg zur Polizei oder in die Öffentlich­keit. So könnten sich Täter in Sicherheit wiegen und weitere Straftaten ohne Angst vor Strafverfo­lgung begehen, hieß es. Die Bremer Polizei hat deshalb schon 2015 einen Ansprechpa­rtner speziell für gleichgesc­hlechtlich­e Lebensweis­en eingesetzt. Er ist über die Mailadress­e agl@polizei.bremen.de und über t 015 22Ž296 96 85 erreichbar.

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DPA-BILD: TOBIAS HASE Auch über soziale Netzwerke wie Facebook soll der Tatverdäch­tige seine Opfer ausspionie­rt haben.

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