Stimmungsvoll die Endzeit empfinden
JUNST 5usstellung „Mosaik Syrien“auf Gut Altenkamp – Aussagekräftige Fotografien
Fotografien bewahren die Geschichte der syrischen Bauwerke. Malerei, Zeichnung und einige Objekte geben in der Schau 8u erkennen, dass die Künstler Syriens noch arbeiten.
PAPENBURG – Informationen über Syrien, die sich von den täglichen Kriegsmeldungen unterscheiden, sind rar. Das Ausstellungszentrum Gut Altenkamp hat jetzt mit Unterstützung des Museums für Islamische Kunst Berlin mit Werken zeitgenössischer syrischer Künstler ein anderes Bild dieses Landes aufgezeigt mit Geschichte, Architektur, Alltag und Gegenwartskunst.
Vor allem sind es die Aufnahmen der international ausgezeichneten Fotografen Mohamad Al Roumi und Issam Hajjar, die Landschaft, Häuser und alltägliche Arbeit sowohl der städtischen Bewohner als auch der Nomaden beschreiben, aber auch die Historie in die Erinnerung zurückrufen. Dass hier das erste Alphabet der Welt geschaffen wurde, dass in den einstigen Bauwerken die Seidenstraße, der alte Handelsweg zwischen Europa und Ostasien, riesige Basare ermöglichte, assoziiert nur noch die „Suq-al-Madina“-Passage in Aleppo.
Issam Hajjar lässt mit einem stimmungsvollen Sonnenuntergang bei den Palmyra-Säulen Endzeit-Empfindungen anklingen, die das Schicksal Syriens bei vielen Künstlern geweckt hat. Dabei wären biografische Angaben nicht weniger interessant als die Werke: So wurden Akram Al-Halabi 1981 und Randa Mdah 1983 in Majdal-Shams auf den Golanhöhen geboren; sie haben in Jerusalem wie in Damaskus studiert und in
Europa ausgestellt. Etliche Künstler leben inzwischen in Europa – in Paris, Berlin, München, Münster; ihre Verbindungen nach Syrien sind nicht abgerissen, wie Ausstellungen in ihrem Heimatland andeuten.
Die durchweg nur vier Arbeiten der Künstler, darunter die deutsche Fotografin Karin Pütt, die als Kuratorin an dieser Ausstellung beteiligt war, strahlen keine Fröhlichkeit aus. Abgesehen von glasklaren Kalligraphien
von Mouneer Al-Shaarani und Ahmed Ramadan, „Spirituellen Übungen“, gestisch-pastose Malerei von Khaled alBoushi, und eine MuschelLicht-Installation von Hiba Al-Ansari zeigen die weiteren Werke meist dunkle Köpfe und Figuren in einem leeren Umfeld.
Ahmed Ramadan gehört auch zu den drei Malern: Seine Bilder deuten das Vergehen, das Verschwinden alles Gegenständlichen an, eine Metapher auf die Situation. Hintergründiger ist das Werk von Heba Al Akkad: Zwei Stadtpläne, umzogen mit bunten Streifen, tragen Titel wie „Wenn das Pferd ertrinkt“ und „Wenn die Vögel fliegen“. Ganz klein in einer Bildecke ist ein Pferd als Wappentier zu sehen, umgeben von blauen Streifen.
Im anderen Bild gibt es keine Vögel, aber zwei große Flugzeugkabinen über dem Stadtplan. Der Zusammenhang ist klar. Der Krieg lässt auch die Künstler nicht los, selbst nicht Bahram Hajou, der seit 1975 in Münster lebt und längst in der deutschen Szene angekommen ist.
Die Ausstellung in Papenburg macht die Tragik Syriens deutlich. Zu Recht verzichtet sie auf Ursachenangaben; denn das kann nicht ihre Aufgabe sein.