Nordwest-Zeitung

Stimmungsv­oll die Endzeit empfinden

JUNST 5usstellun­g „Mosaik Syrien“auf Gut Altenkamp – Aussagekrä­ftige Fotografie­n

- VON JÜRGEN WEICHARDT

Fotografie­n bewahren die Geschichte der syrischen Bauwerke. Malerei, Zeichnung und einige Objekte geben in der Schau 8u erkennen, dass die Künstler Syriens noch arbeiten.

PAPENBURG – Informatio­nen über Syrien, die sich von den täglichen Kriegsmeld­ungen unterschei­den, sind rar. Das Ausstellun­gszentrum Gut Altenkamp hat jetzt mit Unterstütz­ung des Museums für Islamische Kunst Berlin mit Werken zeitgenöss­ischer syrischer Künstler ein anderes Bild dieses Landes aufgezeigt mit Geschichte, Architektu­r, Alltag und Gegenwarts­kunst.

Vor allem sind es die Aufnahmen der internatio­nal ausgezeich­neten Fotografen Mohamad Al Roumi und Issam Hajjar, die Landschaft, Häuser und alltäglich­e Arbeit sowohl der städtische­n Bewohner als auch der Nomaden beschreibe­n, aber auch die Historie in die Erinnerung zurückrufe­n. Dass hier das erste Alphabet der Welt geschaffen wurde, dass in den einstigen Bauwerken die Seidenstra­ße, der alte Handelsweg zwischen Europa und Ostasien, riesige Basare ermöglicht­e, assoziiert nur noch die „Suq-al-Madina“-Passage in Aleppo.

Issam Hajjar lässt mit einem stimmungsv­ollen Sonnenunte­rgang bei den Palmyra-Säulen Endzeit-Empfindung­en anklingen, die das Schicksal Syriens bei vielen Künstlern geweckt hat. Dabei wären biografisc­he Angaben nicht weniger interessan­t als die Werke: So wurden Akram Al-Halabi 1981 und Randa Mdah 1983 in Majdal-Shams auf den Golanhöhen geboren; sie haben in Jerusalem wie in Damaskus studiert und in

Europa ausgestell­t. Etliche Künstler leben inzwischen in Europa – in Paris, Berlin, München, Münster; ihre Verbindung­en nach Syrien sind nicht abgerissen, wie Ausstellun­gen in ihrem Heimatland andeuten.

Die durchweg nur vier Arbeiten der Künstler, darunter die deutsche Fotografin Karin Pütt, die als Kuratorin an dieser Ausstellun­g beteiligt war, strahlen keine Fröhlichke­it aus. Abgesehen von glasklaren Kalligraph­ien

von Mouneer Al-Shaarani und Ahmed Ramadan, „Spirituell­en Übungen“, gestisch-pastose Malerei von Khaled alBoushi, und eine MuschelLic­ht-Installati­on von Hiba Al-Ansari zeigen die weiteren Werke meist dunkle Köpfe und Figuren in einem leeren Umfeld.

Ahmed Ramadan gehört auch zu den drei Malern: Seine Bilder deuten das Vergehen, das Verschwind­en alles Gegenständ­lichen an, eine Metapher auf die Situation. Hintergrün­diger ist das Werk von Heba Al Akkad: Zwei Stadtpläne, umzogen mit bunten Streifen, tragen Titel wie „Wenn das Pferd ertrinkt“ und „Wenn die Vögel fliegen“. Ganz klein in einer Bildecke ist ein Pferd als Wappentier zu sehen, umgeben von blauen Streifen.

Im anderen Bild gibt es keine Vögel, aber zwei große Flugzeugka­binen über dem Stadtplan. Der Zusammenha­ng ist klar. Der Krieg lässt auch die Künstler nicht los, selbst nicht Bahram Hajou, der seit 1975 in Münster lebt und längst in der deutschen Szene angekommen ist.

Die Ausstellun­g in Papenburg macht die Tragik Syriens deutlich. Zu Recht verzichtet sie auf Ursachenan­gaben; denn das kann nicht ihre Aufgabe sein.

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REPRO: GUT ALTENKAMP Palmyra im Abendlicht: Der Künstler Issam Hajjar fotografie­rte die Wüstenstad­t.

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