Freundschaft wächst per Fragebogen
Initiative „Start with a friend“bringt Oldenburger und Flüchtlinge zusammen
Wie beginnt man eigentlich eine Freundschaft mit einem Geflüchteten? Der Verein „Start with a friend“hilft dabei.
OLDENBURG – „Ich gehe ja nicht in der Stadt auf jemanden zu, den ich für einen Geflüchteten halte, und sage: Hey, willst du mein Freund sein?“Dieser Satz von Conny Scharmann (32) umreißt ein großes Problem der Integrationsbemühungen: Deutsche und Flüchtlinge leben zwar im selben Land, aber in zwei Welten. Überschneidungen gibt es selten – selbst wenn man offen dafür ist. Dagegen will der Verein „Start with a friend“etwas tun.
Wie Partnervermittlung
Das Prinzip entspricht ungefähr dem einer Partnervermittlung. Allerdings sollen nicht Liebesbeziehungen, sondern Freundschaften zwischen Geflüchteten und Oldenburgern gefördert werden. Deshty Haj Morad aus Syrien lebt seit gut zwei Jahren in der Stadt, seit einem Monat ist er im Programm. „Ich habe mich im Internet angemeldet. Bei einem Treffen wurde ich dann zu meinen Interessen und meinen Freizeitaktivitäten befragt“, erklärt der 22-Jährige den Ablauf.
„Diese Treffen findet in der Uni-Cafeteria statt“, ergänzt Scharmann. Dazu organisiert das Vereinsteam einmal im Monat eine Zusammenkunft Schlemmen nach Sonnenuntergang: Das Fastenbrechen während des Ramadans ist eigentlich ein Familienfest. Da viele Geflüchtete keine Familie in Deutschland haben, hat der Verein „Start with a friend“mit ihnen gefeiert.
mit den sogenannten Locals, also interessierten Oldenburgern, um auch diese kennenzulernen. Danach schauen sie, wer zusammenpasst, und stellen Freunde-Duos zusammen, die im Verein Tandems genannt werden.
Gegründet wurde „Start with a friend“in Berlin. Die Idee kam so gut an, dass das Bundesfamilienministerium darauf aufmerksam wurde und es über das Programm „Menschen stärken Menschen“finanziell zu fördern
begann. Inzwischen gibt es Ableger in 14 deutschen Städten. Scharmann baute 2016 gemeinsam mit Benjamin Rohde (31) den Oldenburger Standort auf. In einem Jahr haben sie mit ihrem inzwischen zehnköpfigen Team 40 Tandems zusammengebracht.
Haj Morad hat auf diese Weise eine Tanzpartnerin gefunden, mit der er lateinamerikanisch auf dem Parkett unterwegs ist.
Diana Layous, ebenfalls aus Syrien, ist sogar mit einem
Doppel-Tandem als Viererrunde unterwegs. „Das hilft, um auch die Sprache besser zu lernen“, sagt die 22-Jährige.
Verstärkung gesucht
Neben den direkten Kontakten organisiert der Verein gemeinsame Aktivitäten. So trafen sich kürzlich rund 35 Leute in Scharmanns Wohnung zum gemeinsamen Fastenbrechen. Schließlich ist derzeit Ramadan. Außerdem
gibt einen offenen Stammtisch an jedem letzten Montag im Monat ab 19.30 Uhr im Marvin’s an der Rosenstraße 6. Er soll auch die Möglichkeit bieten, den Verein unverbindliche kennenzulernen. Denn während viele Geflüchtete großes Interesse zeigen, mangelt es derzeit an Locals. „Und auch in unserem Vermittlerteam können wir Verstärkung gebrauchen“, sagt Rohde.
@ Infos zum Oldenburger Standort unter www.start-with-a-friend.de/ standorte/oldenburg/
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