Torwartsuche wird zum Verwirrspiel
Wiedwald trotz guter Leistungen vor Abflug? – Tscheche Pavlasek gilt als Favorit
Wer in der neuen Saison das Bremer Tor hütet, ist offener denn je. Trainer Nouri wünscht sich einen neuen Keeper.
BREMEN – Seit Tim Wiese vor fünf Jahren Werder Bremen in Richtung TSG Hoffenheim verließ, war im Tor des Fußball-Bundesligisten nur eines sicher: die Unsicherheit. Egal, wer sich auch versuchte, ob beispielsweise Sebastian Mielitz, Raphael Wolf oder Richard Strebinger: Zwischen den Pfosten kehrte einfach keine Ruhe ein.
Spätestens mit dem Beginn der Rückrunde der abgelaufenen Saison schien das Problem jedoch gelöst. Mit sei- nen konstant guten Leistungen sorgte Felix Wiedwald dafür, dass das Torwart-Theater von der Weser zwischenzeitlich ein Ende fand. Wiedwald hielt, was er halten konnte, ist bei den Fans auch aufgrund seiner Herkunft aus dem nahen Thedinghausen beliebt. Sein Vertrag verlängerte sich durch eine gewisse Anzahl an Einsätzen automatisch bis 2018. Also eigentlich alles gut. Eigentlich.
Denn schon seit Tagen wabert rund um den SV Werder erneut die Torwartfrage. Wiedwald genießt – überraschenderweise – trotz seiner Auftritte nicht das uneingeschränkte Vertrauen von Trainer Alexander Nouri. Der soll Sportchef Frank Baumann drei Wünsche mit in die Sommerpause gegeben haben: einen neuen Stürmer, einen neuen Innenverteidiger – und eben einen neuen Torwart. Dementsprechend brodelt es in der Gerüchteküche rund um das Weserstadion. Wiedwald soll angefressen sein, versteht sich als klare Nummer eins und will seinen Vertrag gern verlängern. Weil Werder darauf aber noch nicht reagiert hat, beschäftigt er sich auch mit anderen Vereinen. Neueste Spur: Der FC Nantes aus der französischen Ligue 1 buhlt um den 27-Jährigen, der seine besten Torwartjahre noch vor sich hat. Aus der finanzstarken Premier League sollen ebenfalls Angebote vorliegen. Der Plan Werders aber ist es, Wiedwald einen mindestens ebenbürtigen Kontrahenten an die Seite zu stellen, um den Konkurrenzkampf zu erhöhen. Jaroslav Drobny, noch bis zum 30. Juni in Bremen unter Vertrag, scheint das nicht mehr zu sein. Die Zukunft des 37-jährigen Tschechen ist weiter offen.
Stattdessen kommt nun ein Landsmann von Drobny ins Spiel, der ausgerechnet von der gleichen Berateragentur betreut wird: Jiri Pavlenka. Der 25-Jährige wurde zuletzt mit Slavia Prag in seiner Heimat Meister, hat mit 1,96 Metern ein Gardemaß für Torhüter, kassierte nur 19 Gegentore in 28 Spielen, ist Nationalspieler und kostet lediglich 2,5 Millionen Euro Ablöse. Laut tschechischen Medien aber soll der Verein, der sich durch die Meisterschaft für die Champions League qualifiziert hat, Pavlenka unbedingt halten wollen und das Bremer
Angebot abgelehnt haben. Pavlenka wiederum soll auf einen Wechsel drängen.
In dem 21-jährigen Michael Zetterer und dem 17jährigen Luca Plogmann stehen bei Werder zudem noch zwei Torwarttalente unter Vertrag, ihnen wird die Rolle als Nummer eins und zwei allerdings noch nicht zugetraut. Weil andere Kandidaten wie Ron-Robert Zieler (Leicester City), Alexander Schwolow (SC Freiburg) und Julian Pollersbeck (1. FC Kaiserslautern) zu teuer sind, geht die Suche von Sportchef Baumann munter weiter. Auch der dänische Nationalkeeper Fredrik Rönnow (Bröndby IF) gehört zur Kandidatenliste.
Bei dem ganzen Hin und Her ist eigentlich weiterhin nur eines im Bremer Tor sicher: die Unsicherheit.