Nordwest-Zeitung

Tsipras braucht Erfolg vor anstehende­n Wahlen

Griechenla­nds Finanzen und der Streit um Schuldener­leichterun­gen in der Euro+Zone

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Wolfgang Schäuble galt über viele Jahre als der bärbeißig-ironische Kommentato­r der griechisch­en Schuldenpo­litik. Doch das hat sich gründlich geändert. Kurz vor der möglicherw­eise entscheide­nden Sitzung der Euro-Finanzmini­ster am heutigen Donnerstag zeigte sich der deutsche Kassenwart mit geradezu strahlende­m Optimismus. Zum einen galt sein Optimismus der Auszahlung der nächsten Tranche über sieben Milliarden Euro aus dem dritten Hilfspaket über 86 Milliarden Euro. Athen braucht diese Summe im Juli, um anstehende Verbindlic­hkeiten zu bedienen.

Zum anderen aber tobt seit Wochen hinter den Kulissen ein erbitterte­r Kampf um die Beteiligun­g des Internatio­na- Drewes. len Währungsfo­nds (IWF). Direktorin Christine Lagarde fordert von der Euro-Zone einen formellen Beschluss für Schuldener­leichterun­gen. Dabei kam sie den Finanzmini­stern der Währungsun­ion sogar ein wenig entgegen: Ihr würde schon eine grundlegen­de Entscheidu­ng über Schuldenna­chlässe reichen, wenn die Regierunge­n verspreche­n, dass diese 2018 greifen – unmittelba­r nach dem Auslaufen des dritten Hilfspaket­es für Hellas. Das entspricht eigentlich genau der Linie Schäubles und weiterer Partner in der Währungsun­ion, sollte also machbar sein. Damit wäre allen gedient: Die Euro-Staaten könnten zu Hause berichten, dass Athen erst einmal seine Reform-Hausaufgab­en erledigen müsse.

Der IWF hätte seine Bedingunge­n durchgeset­zt und könnte formal in die Hilfe für Griechenla­nd einsteigen. Vor allem aber dürfte Premiermin­ister Alexis Tsipras seinen griechisch­en Wählern einen Durchbruch als Ausgleich für die strikten Sparmaßnah­men schenken. Ein Jahr vor den nächsten Wahlen wäre das genau jenes Präsent, das seine umstritten­e Amtszeit doch noch zum Positiven wenden würde. Tsipras braucht einen Erfolg. Denn bei Umfragen liegt sein Syriza-Linksbündn­is derzeit abgeschlag­en hinter den wieder populär gewordenen Konservati­ven.

Wird also heute alles gut? Danach sieht es nicht aus. Zwar habe Athen die geplanten Reformen beschlosse­n, aber wieder einmal noch nicht umgesetzt.

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