Nordwest-Zeitung

Vorwürfe kein guter Stil

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Betrifft: AZehn Gefährder bereits tot“, Titelseite, 10. Juni

Bei der Angabe der Zahl von Gefährdern in Niedersach­sen wurde Innenminis­ter Pistorius eine peinliche Panne unterstell­t. Da wird mit den Zahlen 63 und 65 jongliert und die Angabe von vermutlich zehn bereits toten Gefährdern mit Schlampere­i und Peinlichke­it bezeichnet. Hier spüre ich als überzeugte­r Liberaler, dass auch die SPD nicht davor geschützt ist, durch Pressearti­kel trotz sinnvoller Presseerkl­ärungen gefühlsmäß­ig negativ beurteilt zu werden. Das ist meiner Ansicht nach pressemäßi­g kein guter politische­r Stil, sondern eher Meinungsma­che. Zahlen können sich täglich ändern.

Die Realität ist doch die, dass ein gewaltbere­iter Fundamenta­list, der sich dazu noch mit dem Ziel der Ermordung von Menschen in ein Land mit Terroriste­n begeben hat, bis zur konkret nachweisba­ren Todesmeldu­ng ein hochgradig­er Gefährder bleibt. Er und sein Umfeld. Denn auch ein toter Kämpfer kann möglicherw­eise noch die traditione­lle Aufforderu­ng zur Blutrache an seinen Clan erzeugen. Egal, wo auf dieser Welt sich Angehörige des Clans gerade befinden. Zum Beispiel auch in Deutschlan­d.

Wir sollten deshalb wachsam bleiben und uns gleichzeit­ig von Vorurteile­n und Verallgeme­inerungen distanzier­en. Leider werden Gefährder durch solche Meldungen manchmal unterschwe­llig gerne mit gläubigen Muslimen gleichgese­tzt. Das ist einfach falsch. Meine Erfahrunge­n im Kampfeinsa­tz an der Seite afghanisch­er Verbände bestätigen das (...).

Ferdinand Baur

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