Troße Bierpartei regiert Landtag
Patente auf Braugerste könnten kleinere Marken unter Druck setzen
Die Abgeordneten kämpfen einig für regionale Hersteller. Die Vielfalt sei ein großer Wert.
HANNOVER – Beim Bier hört der Spaß auf: Einig wie selten stemmen sich Niedersachsens Abgeordnete gegen drohende Gefahren für die heimischen Bierbrauer durch Bio-Patente auf Braugerste, die sich die zwei Braugiganten Heineken und Carlsberg gesichert haben. Damit könnten kleine Hersteller gerade auch in Niedersachsen ins Hintertreffen geraten. Im Kampf für heimische Sorten und gegen einen „Einheitsgeschmack“regiert an diesem Mittwoch querbeet über alle Fraktionen hinweg nur eine einzige Große Bierpartei den Landtag.
„Nach dem Angriff auf das Reinheitsgebot droht jetzt ein Angriff auf die Braugerste“, warnt Ex-Wirtschaftsminister und Rotwein-Trinker Jörg Bode vor einer Monopolstellung auf dem eigentlich so vielfältigen Markt. Denn sollten kleine Brauereien mit den neuen Gerstensorten brauen wollen,
wären Gebühren fällig – die können sich nur wenige leisten. „Dabei sind wir das Land, in dem viel Braugerste angebaut wird“, betont Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne).
Der SPD-Agrarexperte Wiard Siebels befürchtet „eine
weitere Konzentration der Brauereien“. Die „Angst vor einem Einheitsbier“sei nicht unbegründet. Denn die patentierte Braugerste bietet große Vorteile: Beim Brauprozess braucht man weniger Energie und weniger Wasser. Eine wichtige Kostenersparnis auf dem äußerst umkämpften Markt, für die Interessenten entweder kräftig zahlen müssen, oder die sich nur große Brauereien leisten können. Grünen-Fraktionschefin Anja Piel sieht deshalb vor allem regionale Brauereien unter Druck. Dabei würden doch gerade regionale Marken „das Bier interessanter machen“, sagt Piel, die Bio-Patente verbieten möchte.
Die CDU („Beim Bier verstehen wir keinen Spaß“) nimmt im aktuellen Bierstreit die Europäischen Gemeinschaft in die Verantwortung. „Die EU-Kommission und das Europa-Parlament tragen eine große Verantwortung“, sagt der CDU-Landwirtschaftsexperte Frank Oesterhelweg, der daran erinnert, dass erst kürzlich das 500-jährige Bestehen des Reinheitsgebotes gefeiert wurde. „Klarheit und Wahrheit“müsse es nicht nur beim Bier-Inhalt geben, so Oesterhelweg, sondern auch, wie es gebraut werden könne.
Nicht ausgeschlossen, dass am Monatsende eine Weichenstellung erfolgt. Dann findet wohl eine erste juristische Klärung des PatentStreits statt. Alle Bierfreunde warten gespannt.