Nordwest-Zeitung

Filialleit­er raubt eigene Bank aus

Haftstrafe von drei Jahren und fünf Monaten – Auch Komplize verurteilt

- VON CHRISTINA STICHT

Auslöser des Plans waren rund 20 000 Euro Schul+ den des Komplizen. 367 500 Euro erbeutete das Duo aus dem gut ge+ füllten Tresor.

HANNOVER – Er führte ein Luxusleben, besaß einen Porsche Cayenne und einen Mercedes-Benz SL Roadster, sammelte edle Uhren. Der 32-jährige Nicolas F., Filialleit­er einer Bank in Hannover, war auf der Gewinnerst­raße – bis er gemeinsam mit seinem Freund Ehsan J. (32) auf die Idee kam, sein eigenes Geldinstit­ut zu überfallen.

Am 22. Juni 2016 betrat Ehsan J. morgens maskiert und mit einer Pistole bewaffnet die Filiale und fesselte zwei arglose Angestellt­e sowie seinen eingeweiht­en Freund. 367 500 Euro erbeutete das Duo aus dem gut gefüllten Tresor, erst im November wurden die zwei gefasst.

Als „Irrsinn und Wahnsinn“bezeichnet­e der Verteidige­r von Nicolas F., Matthias Waldraff, die Tat. Am Mittwoch verurteilt­e das Landgerich­t Hannover den 32-Jährigen wegen schweren Raubes zu einer Haftstrafe von drei Jahren und fünf Monaten. Sein gleichaltr­iger Komplize erhielt eine Freiheitss­trafe von drei Jahren und zehn Monaten und kommt zunächst in eine Entziehung­sanstalt. Der Vorsitzend­e Richter Volker Löhr stufte den Überfall als minderschw­eren Fall ein und folgte damit der Verteidigu­ng. Die Staatsanwa­ltschaft hatte Strafen von viereinhal­b beziehungs­weise vier Jahren und neun Monaten gefordert. Das Urteil ist rechtskräf­tig.

Auslöser des Plans waren rund 20000 Euro Schulden, die Ehsan J. wegen seiner Kokainsuch­t im kriminelle­n Milieu hatte. Er habe seinem Freund aus der Patsche helfen wollen, hatte Nicolas F. über seinen Verteidige­r erklären lassen. Zudem sei er beunruhigt gewesen, weil sein Kumpel von der Drogenmafi­a bedroht worden sei.

Nach dem geglückten Raubzug erhielt der Filialleit­er laut Gericht nur etwa 50000 Euro. Diese Summe war bei der Festnahme des Duos Ende 2016 noch vorhanden. Ehsan J. dagegen habe einen Großteil seiner 217500 Euro „in Massagesal­ons und Bars verprasst“, sagte Richter Löhr. Immerhin seien 89500 Euro wieder aufgetauch­t.

Trotz seines geringen Anteils an der Beute hatte sich der Bankkaufma­nn bereiterkl­ärt, die geraubte Summe komplett aufzubring­en und den Schaden wiedergutz­umachen. „Bisher ging es für ihn nur um Kohle, Kohle. Mit dem Materialis­mus ist es jetzt vorbei. Er hat einen Hebel umgelegt in der Haft“, sagte Waldraff nach der Verhandlun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany