Nordwest-Zeitung

Wirbel um gefälschte AfD-Briefe

Landeswahl­leiterin erstattet Strafanzei­ge – Parteichef Hampel hat „keine Erklärung“

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Amtsleiter­in verwahrt sich gegen die Verbreitun­g. In der Partei herrscht große Unruhe.

HANNOVER – Skandal um die AfD Niedersach­sen: Die Parteispit­ze verbreitet über Pressemitt­eilungen und auf der Internet-Seite gefälschte Schreiben der Landeswahl­leiterin Ulrike Sachs. „Diese sind von der Landeswahl­leiterin weder gefertigt noch mit ihrer eigenhändi­gen Unterschri­ft versehen worden“, betont Sachs im Gespräch mit der Ð. Die Wahlleiter­in hat Strafanzei­ge bei der Staatsanwa­ltschaft Hannover erstattet.

In gleich zwei Schreiben, die AfD-Generalsek­retär Jens Kestner verbreitet, wird behauptet, der Landesvors­tand habe bereits Ende Februar die Wahllisten zur Bundestags­wahl der Wahlleiter­in vorgelegt und diese habe nach Beseitigun­g geringer Mängel die Listen abgenickt. Sachs stellt klar: „Eine AfD-Liste liegt mir bis heute nicht vor.“

Der Briefkopf sei richtig, aber schon das Aktenzeich­en falsch. „Völlig unüblich“seien auch Text und Adressieru­ng, bestätigt Sachs. Die Wahlleiter­in hat die AfD aufgeforde­rt, die Brief-Fälschunge­n aus dem Internet zu nehmen: „Ich verwahre mich gegen die Verbreitun­g dieser Fälschunge­n.“

„Wir selbst haben bisher keinerlei Erklärung dafür, wie es zu diesem ungeheuerl­ichen Vorgang gekommen ist“, hieß es am späten Abend in einer Stellungna­hme des AfD-Vorsitzend­en Armin Paul Hampel. Trotzdem gibt es aus der Partei bereits Rücktritts­forderunge­n.

Das Problem für die AfD: Liegen die Wahllisten nicht bis zum 17. Juli korrekt und geprüft vor, wird die AfD Niedersach­sen von der Bundestags­wahl ausgeschlo­ssen. Schon jetzt liegen die Klagen von vier Parteimitg­liedern beim Landesschi­edsgericht gegen die Landeslist­e vor, die am 4. und 5. sowie am 11. und 12. Februar teils unter Ausschluss der Öffentlich­keit erstellt wurden.

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