Falsche S*endensammler unter+egs
„Klemmbrett-Masche“scheint auch in Oldenburg zu funktionieren
OLDENBURG – Mit einer polizeibekannten Masche versuchen vermeintlich taubstumme Bettler derzeit in Oldenburg, vor allem im Stadtteil Wechloy, an Geld zu kommen. Passanten wird ein Klemmbrett mit einem Formular unter die Nase gehalten. „Der Landesverband fur (sic!) behinderte und taubstumme Kinder mochete (sic!) ein Zentrum mit Kontakten auf nationaler und internationaler Ebene eroffnen (sic!). Bitte helfen sie uns mit ihrer Unterschrift. Vielen Dank!“, steht dort geschrieben. Es folgt eine Tabelle, in die man sich doch bitte eintragen möchte. Dort ist neben Unterschrift, Postleitzahl und Stadt auch eine Spendensumme gefragt. Die soll gleich vor Ort bar entrichtet werden.
Ein junger Oldenburger wurde am Mittwoch gleich zweifach angesprochen: Vor dem Globus-Baumarkt und dem Lidl-Discounter, beide an der Ammerländer Heerstraße gelegen. Er habe fünf Euro geben wollen, durch aggressives Zeigen auf die Spendensumme wurde er allerdings aufgefordert, die Höhe der eigenen Spende zu überdenken. Daraufhin nahm er Abstand von der Spende.
Damit handelte er richtig, so Polizeisprecher Frank Vehren. „Einfach schmerzfrei vorbeigehen“lautet seine Empfehlung auf Ð-Nachfrage. Bislang seien derartige Fälle besonders aus der Oldenburger Innenstadt bekannt. „Grundsätzlich steht es jedem So sehen die Zettel aus, mit denen um Geldspenden gebeten wird.
frei, zu betteln und auch zu spenden. Werden die Menschen jedoch aggressiv, sollte man die Polizei rufen.“Die Belästigung könne dann als Ordnungswidrigkeit behandelt und in Abstimmung mit dem Ordnungsamt eine Geldbuße verhängt werden. Auch Platzverbote seien möglich.
Vorsicht ist angebracht, denn: Der angeblich sammelnde „Landesverband für behinderte und taubstumme Kinder“existiert gar nicht. Unter diesem Namen wird trotzdem seit längerer Zeit deutschlandweit um Spenden gebettelt, hinter der „Klemmbrett-Masche“stecken offenbar organisierte Banden.
Aus verschiedenen norddeutschen Städten gibt es Berichte, wonach Passanten während des Gesprächs mit den vermeintlichen Spendensammlern von einer weiteren Person ausgeraubt wurden. Bei einer anderen Spielart des Betrugsversuchs werden Spender zudem nach ihrer Adresse gefragt.
Weiter unten auf dem Formular ist zudem das Logo der Hilfsorganisation „Handicap international“abgebildet. Auch dort ist die Masche bereits bekannt. „Handicap International führt prinzipiell keine Haussammlungen und zurzeit auch keine Straßensammlungen durch“, heißt es auf der Internetseite der Organisation.
„Wir sind extrem verärgert über diese Vorfälle, weil wir seit Jahren mit diesem Problem zu tun haben. Die Betrüger sind in fast allen deutschen Städten und auch in den Nachbarländern Belgien, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz unterwegs. Und wir können nichts dagegen tun.“, so Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der Kampagnenund Öffentlichkeitsarbeit bei „Handicap international“. Man behalte sich vor, eine Strafanzeige zu stellen.