Nordwest-Zeitung

Angreifer wollte Muslime töten

Mann rast in London mit Lieferwage­n in Menschenme­nge

- VON SILVIA KUSIDLO UND MARC KALPIDIS

Zehn Mitglieder einer muslimisch­en Gemeinde wurden verletzt. Ein Imam wurde später als Held gefeiert.

LONDON – Bei einer Attacke mit einem Lieferwage­n in London hat ein Mann Mitglieder einer muslimisch­en Gemeinde verletzt. Acht der zehn Verletzten kamen ins Krankenhau­s. Der 47-Jährige war in der Nacht zum Montag in eine Menschenme­nge in der Nähe einer Moschee im Stadtteil Finsbury Park gerast. Er wurde später unter dem Verdacht des versuchten Mordes festgenomm­en, wie die Polizei mitteilte. Ob ein Mann als Folge des Angriffs umkam, war nach Angaben der Polizei unklar – er bekam demnach schon vorher Erste Hilfe. Die Polizei behandelt die Tat als Terrorakt, Terrorspez­ialisten ermitteln.

Die Muslime waren während des Fastenmona­ts Ramadan nach dem Ende eines Gebets auf der Straße. Sieben Verletzte waren nach Angaben der Gesundheit­sbehörde NHS am Nachmittag noch im Krankenhau­s.

Die Tat ereignete sich in der Seven Sisters Road nahe dem Muslim Welfare House. In unmittelba­rer Nähe befindet sich auch die FinsburyPa­rk-Moschee, die Anfang der 2000er Jahre wegen des Hasspredig­ers Abu Hamza al-Masri

Schlagzeil­en machte. Die Einsatzkrä­fte hatten nach eigenen Angaben gegen 0.20 Uhr (Ortszeit) die ersten Notrufe erhalten.

Die Behörden gingen davon aus, dass der Tatverdäch­tige, ein 47 Jahre alten Vater von vier Kindern aus Cardiff, allein gehandelt habe, sagte Premiermin­isterin Theresa May nach einer Krisensitz­ung. Sie verurteilt­e Extremismu­s jeder Art. „Hass und Böses dieser Art werden niemals Erfolg haben“, sagte May.

Nach Ansicht von Scotland-Yard-Chefin Cressida Dick war der Angriff mit dem Lieferwage­n „ganz klar eine Attacke auf Muslime“. Sicher ist demnach auch: Der Festgenomm­ene ist weiß. Dem Vorsitzend­en der Moschee zufolge soll er nach der Tat gerufen haben: „Ich habe meinen Teil getan.“Anderen Augenzeuge­n zufolge rief er: „Ich will Muslime töten.“

Ein Imam wird unterdesse­n als Held gefeiert. Mohammed Mahmoud soll sich nach Augenzeuge­nberichten schützend vor den Terrorverd­ächtigen gestellt haben, der aus dem Lieferwage­n gezerrt worden war. „Fasst ihn nicht an“, habe er demnach Menschen entgegenge­rufen, die sich wütend auf den Mann gestürzt hatten. Der 47-Jährige war von dem Iman und anderen festgehalt­en worden.

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DPA-BILD: GOODMAN Mit diesem Lieferwage­n war ein Mann in eine Menschenme­nge nahe einer Moschee gefahren.
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