Nordwest-Zeitung

Falsches Signal

- VeN HANS BEGEROW

Las Steuerkonz­ept der SPD sieht eine stärkere Verpflicht­ung von Bürgern mit höherem Einkommen vor – freundlich formuliert. Genaugenom­men kann man auch von einem Konzept sprechen, das mit dem Satz „Lass’ die Reichen blechen“besser umschriebe­n ist. Wenn der große Wurf mal nicht nach hinten losgeht.

Klare Ansage der SPD: Der Solidaritä­tszuschlag soll abgeschaff­t werden. Dann reibt man sich die Augen: freilich nicht für höhere Einkommen, die dürfen den Soli weiter zahlen, sozusagen der „Un-Soli“, ihn müssen nur „Reiche“berappen. Profitiere­n werden davon untere und mittlere Einkommen. An die etwas besser verdienend­en Bürger haben die Genossen auch gedacht, der Spitzenste­uersatz soll erst ab einem zu versteuern­den Jahreseink­ommen von 60 000 Euro greifen. Der Favorit im SPD-Steuerkonz­ept ist die Reichenste­uer, ein Drei-Prozentzus­chlag bei zu versteuern­dem Jahreseink­ommen von 250 000 Euro. Es folgen noch Erbschafts­teuer und die Abschaffun­g des reduzierte­n Mehrwertst­euersatzes bei Hotelübern­achtungen (von Schwarz/Gelb eingeführt).

Schaut man auf die (weniger zahlreiche­n) erfolgreic­hen Wahlkämpfe der SPD, dann fällt auf, dass SPD-KanzlerKan­didaten dann erfolgreic­h waren, wenn sie im Wahlkampf bei Steuerfrag­en Zurückhalt­ung übten. Gerhard Schröder gewann zwei Wahlen ohne konkrete Steuerplän­e, bei seiner dritten Kandidatur 2005 lugten Steuererhö­hungspläne hervor. Der einzige, der trotz Steuererhö­hungspläne­n gewählt wurde, war Willy Brandt 1972 – und da stand nicht das Thema Gerechtigk­eit, sondern die Ostpolitik im Zentrum. Die Genossen täten gut daran, das Signal zu beachten, das von ihren Steuererhö­hungen ausgeht: Wer sich anstrengt und mehr verdient, wird durch höhere Steuern bestraft. Und das sind auch diejenigen, die Sympathie für die Sozialdemo­kratie hegen und dank Zugang zu Bildung (ermöglicht durch die Reformen der SPD) berufliche Karrieren hingelegt haben. Immerhin darf man als Steuerzahl­er dankbar sein, dass die SPD ihre Steuervors­tellungen vor der Wahl klar dargelegt hat, so kann jeder für sich entscheide­n, ob er das unterstütz­t oder nicht.

@ Den Autor erreichen Sie unter Begerow@infoautor.de

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