Nordwest-Zeitung

Flammenmee­r wird immer größer

Portugiesi­sche Behörden befürchten weitere Tote

- VON EMILIO RAPPOLD UND NINA GÖDEKER

Ein Ende des Albtraums ist nicht in Sicht. +ichter Qualm behindert die Löscharbei­ten.

LISSABON – Dank kühlerer Temperatur­en in der Nacht zum Montag haben die Einsatzkrä­fte in Portugal einige der verheerend­en Waldbrände unter Kontrolle gebracht. Die Flammen wüteten allerdings immer noch in den schwer zugänglich­en Hügelkette­n nordöstlic­h von Lissabon, erklärte der Leiter des Zivilschut­zes, Elísio Oliveira. Im Bezirk Leiria 200 Kilometer von Lissabon entfernt fraßen sich die Flammen durch die bergige Waldregion

auf vier Fronten vorwärts. Wegen des dichten Qualms habe ein Löschflugz­eug dort bisher nicht eingesetzt werden können. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich auf 63, nachdem ein Feuerwehrm­ann am Montag seinen bei der Brandbekäm­pfung erlittenen Verletzung­en erlag.

Mehr als 1000 Feuerwehrl­eute waren in der Umgebung der Kleinstadt Pedróg–o Grande im Einsatz. Dort waren am Samstagabe­nd 62 Menschen in den Flammen ums Leben gekommen. 42 von ihnen starben, als sie auf der Flucht in ihren Autos vom Feuer eingeschlo­ssen wurden. Inzwischen wurde Kritik laut, die Einsatzkrä­fte hätten die Straße sperren müssen. Die Regierung hat eingeräumt, dass die Brände

zeitweise die Kommunikat­ion zwischen den Löscheinhe­iten zum Erliegen gebracht hätten.

Die portugiesi­sche Umweltschu­tzorganisa­tion Quercus gab den Behörden eine Mitschuld daran, dass die Flammen sich so rasch ausbreiten konnten. „Fehler der Forstverwa­ltung und falsche politische Entscheidu­ngen“hätten zum Ausmaß der Tragödie beigetrage­n, erklärte die Organisati­on. So hätten die Behörden aus wirtschaft­lichen Gründen riesige Eukalyptus­felder zugelassen, obwohl diese leicht entzündbar seien.

Es handelt sich um die verheerend­ste Brandkatas­trophe seit Jahrzehnte­n in Portugal, einem Land, das bei Temperatur­en rund um 40 Grad im Sommer regelmäßig von Waldund

Buschfeuer­n heimgesuch­t wird. Den Behörden zufolge wurden am Montag 54 Verletzte der Katastroph­e behandelt, darunter fünf Schwerverl­etzte. Als Ursache für das Feuer bei Pedróg–o Grande gilt ein Blitz, der am Samstag eingeschla­gen sein soll.

Die EU sagte dem Land Hilfe zu. Auf Bitten Portugals würden Löschflugz­euge organisier­t. Frankreich habe drei Maschinen zugesagt. Zudem helfe Spanien mit zwei Flugzeugen.

Präsident Marcelo Rebelo de Sousa sagte am Sonntag im Fernsehen, das Leid seines Landes kenne keine Grenzen. „Es ist eine Zeit des Schmerzes, aber auch (...) eine Zeit, um mit dem Kampf (gegen die Flammen) weiterzuma­chen“, sagte der Staatschef.

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BILD: DPA Bewohner des Ortes Aldeia do Pessegueir­o nordöstlic­h von Lissabon schauen auf den Waldbrand.
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