Nordwest-Zeitung

Mehr Operatione­n wegen Rückenschm­erzen

Große regionale Unterschie­de – Bertelsman­n-Stiftung fordert Kontrollen

- VON KRISTIN KRUTHAUP

GÜTERSLOH – Patienten mit Rückenschm­erzen werden immer öfter im Krankenhau­s behandelt und landen immer häufiger auf dem OP-Tisch. Das zeigt eine am Montag veröffentl­ichte Studie der Bertelsman­n-Stiftung, die auf Zahlen des Statistisc­hen Bundesamts und eigenen Berechnung­en beruht. 2015 zählten die Forscher demnach 611000 Krankenhau­saufenthal­te wegen Erkrankung­en der Wirbelsäul­e und des Rückens. Das sind 154 000 Fälle mehr als 2007, ein Plus von 34 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl aller stationäre­n Behandlung­en nur um 12 Prozent gestiegen.

Auch die Zahl der operativen Eingriffe nahm zu: 2015 gab es bundesweit 772000 Eingriffe wegen Rückenbesc­hwerden. Zum Vergleich: 2007 waren es 452 000. Das ist Eine Frau hält sich den Rücken. Immer öfter wird wegen Rückenschm­erzen operiert. ein Plus von 71 Prozent. Dabei gibt es je nach Region große Unterschie­de, ob die —rzte operieren oder eine andere Behandlung­smethode wählen. Beispielsw­eise kamen im Landkreis Fulda operative Versteifun­gen der Wirbelsäul­e (Spondylode­sen) pro 100000 Einwohner 13-mal so häufig vor wie in Frankfurt˜Oder.

Stationäre Behandlung­en wegen Rückenschm­erzen kommen am häufigsten in Sachsen-Anhalt vor mit 400 Behandlung­en je 100 000 Einwohner im Jahr 2015 – 2008 waren es 243 Behandlung­en. Am seltensten werden Menschen mit Rückenschm­erzen in Hamburg stationär behandelt (2015: 135, 2008: 93). Bremen folgt auf Platz vier (2015: 171, 2008: 118), Niedersach­sen auf Platz acht (2015: 288, 2008: 182).

Die starken regionalen Unterschie­de lassen sich dabei nach Aussage der Forscher nur zu einem kleinen Teil auf objektive Faktoren wie die Zahl der Orthopäden vor Ort zurückführ­en. Sie seien auch nicht darauf zurückzufü­hren, dass die Menschen häufiger Rückenprob­leme haben. „Die Zunahme der Eingriffe und die regionalen Unterschie­de hängen auch mit den Vorlieben der ortsansäss­igen Mediziner zusammen“, sagte Eckhard Volbracht von der Bertelsman­n-Stiftung. „Die Entscheidu­ng sollte aber unabhängig vom Wohnort, finanziell­en Interessen und individuel­len Vorlieben der ortsansäss­igen —rzte fallen“, betonte er.

Die Bertelsman­n-Stiftung fordert deswegen, dass Krankenhäu­ser und —rzte über auffällige „Leistungsm­engen“schnell eine Rückmeldun­g erhalten und die medizinisc­hen Fachgesell­schaften für die Praxen und Kliniken evidenzbas­ierte Leitlinien entwickeln. Kutschfahr­t durch Hannover: Ernst August

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany