Zweiter Anzug wirft nur wenige Falten
Deutschland bezwingt Australien mit 3:2 – Goretzka an allen drei Toren beteiligt
Torhüter Leno sah bei beiden Gegentoren sehr schlecht aus. Chile ist an diesem Donnerstag der nächste Gegner.
SOTSCHI – Fußball-Bundestrainer Joachim Löw applaudierte seiner Mannschaft erleichtert, dann riss er beide Arme zu einem kurzen Jubel hoch. Der überragende Leon Goretzka setzte sich im halbvollen Olympiastadion von Sotschi erschöpft auf den Rasen, Torhüter Bernd Leno wäre nach einem rabenschwarzen Abend dagegen am liebsten im Erdboden versunken.
Mit einigen Wacklern und einem guten Schuss Goretzka-Genialität hat das deutsche Perspektivteam seine erste Reifeprüfung beim Confed Cup bestanden. Souverän war es vor allem aufgrund der schweren Torwartfehler Lenos nicht. Aber nach dem spielerisch überzeugenden 3:2 (2:1) gegen Asienmeister Australien gab es Gewinner wie Julian Draxler, Joshua Kimmich oder eben Goretzka, der vor 28 605 Zuschauern an allen deutschen Toren beteiligt war.
„Die Spieler sind gierig, hungrig, sie wollen solch ein Spiel auch gewinnen“, lobte Löw. Da war aber auch Leno.
Löw musste sich winden, um den Leverkusener in Schutz zu nehmen: „Beim ersten Tor kann er nicht so richtig viel machen“, behauptete er da beschönigend, „den anderen Ball könnte er schon festhalten. Aber das passiert einem Torhüter, die Tore fielen ja auch aus dem Nichts.“
In der Tat. In der ersten Stunde kombinierte die deutsche
Mannschaft ansehnlich, sie hätte früh 3:0 oder 4:0 führen können, vielleicht sogar müssen. „Die Spieler haben eine gute Qualität. Deshalb sind sie auch hier“, sagte Löw über eine „sehr, sehr gute erste Hälfte“. Nach Kritik an der Fortsetzung („Wir haben dann etwas den Faden verloren“) verabschiedete er sich zum Flughafen, wo die Maschine
für den Flug in den zweiten Spielort Kasan bereit stand.
Über den Wolken bekam Leno Zeit zum Nachdenken. Seine Fehler hatten geknickte Australier zweimal wieder aufgerichtet. Der 25-Jährige ließ beim 1:1 durch Tom Rogic (41.) den Ball unter seiner Achsel durchrutschen, vor dem 3:2 patschte er den Ball ungeschickt vor die Füße des
Torschützen Tomi Juric (56.). Am Ende stand zum Auftakt der Mini-WM in Russland ein Sieg, den die deutsche Mannschaft Goretzka zu verdanken hatte: Der bärenstarke Schalker leitete das 1:0 durch Lars Stindl (5.) ein, holte den Foulelfmeter zum 2:1 heraus (Draxler, 44.) und erzielte das 3:1 selbst (48.).
Das reichte gegen biedere Australier; gegen den Südamerikameister Chile Be d esem Donnerstag (20 Uhr/ ARD) und gegen Kamerun am 25. Juni wird es wohl deutlich härter. „Wir haben gemerkt, woran wir noch arbeiten müssen“, kommentierte Löw diplomatisch, einige Spieler nannten die Chilenen mit ihrem Bayern-Star Arturo Vidal schlicht „weltklasse“. In diesem Spiel „müssen wir besser auftreten“, mahnte Draxler, der Übergangskapitän. Auch Goretzka forderte: „Das muss besser werden.“