Gnabry umdribbelt viele Fragen
21-jähriger Offensivspieler übernimmt Führungsrolle in deutscher U 21
In Bremen vermied er ein klares Bekenntnis zum Verein. Trotz seines Wechsels zum FC Bayern reißen die Spekulationen nicht ab.
TYCHY – Serge Gnabry genoss die Stille der Kabine. Auf dem Boden rollten noch zwei, drei leere Wasserflaschen, ansonsten war der MatchwinLetzte ner aber der auf der spontanen Party nach dem gelungenen Start in die U-21EM in Polen. „Das ist die Ruhe nach dem Sturm. Man sieht, wir haben ein bisschen gefeiert“, sagte der künftige Profi des Fußball-Rekordmeisters Bayern München.
Vor allem Gnabry hatte Grund zum Feiern. Ein Tor, ein Pfostenschuss, stets gefährlich: Der Wirbelwind war beim 2:0 gegen Tschechien der auffälligste Spieler. „Das waren wichtige drei Punkte für uns“, sagte Gnabry. Von Trainer Stefan Kuntz gab es ein Sonderlob: „Serge hat im Team eine Führungsrolle, und die nimmt er auch an.“
Gnabry, in Stuttgart geboIvorers rener Sohn eines und einer Deutschen, erfüllte mit seinem starken Auftritt einen Teil der Prophezeiung von Horst Hrubesch. „Serge kann einer der Topspieler der EM werden. Er könnte auch bei Barcelona spielen“, hatte der Kuntz-Vorgänger vor dem Turnier gesagt. Unter Hrubesch war Gnabry 2016 in Rio de Janeiro Olympia-Torschützenkönig geworden, seither geht es bergauf bei dem Riesentalent. Von der Reserve des FC Arsenal wechselte er im Spätsommer 2016 zu Werder Bremen – und nun zu den Bayern.
Empfohlen hatte er sich für die Bayern durch starke Leistungen bei Werder. Elf Tore und drei Vorlagen sammelte er in der Saison 2016/17, in der er sich in Bremen zwar allerhöchsten Respekt, nicht aber die uneingeschränkte Liebe der Fans erspielte. Zu distanziert blieb Gnabry während seines Gastspiels, zudem vermied er stets ein längerfristiges Bekenntnis zu Werder. So hielten sich ein Jahr lang die Spekulationen, der Offensivspieler befinde sich in Bremen nur auf der Durchreise. Und so kam es schließlich auch: Eine zuvor vereinbarte Klausel im Vertrag ermöglichte den Ausstieg und den Wechsel nach München. Über all das sprechen möchte Gnabry jetzt nicht. Auch anhaltende Spekulatiodie nen, Bayern könnten ihn noch vor Saisonstart gleich wieder verleihen, lassen Gnabry kalt. Von 1899 Hoffenheim, Bayer Leverkusen oder Schalke 04 war zuletzt die Rede. „Ich konzentriere mich auf jedes Spiel. Egal, was drumherum ist, egal, was mit den Vereinen ist“, sagt er. Das klappte im ersten Versuch bestens, an d esem M ttwoch (20.45 Uhr/ZDF) soll gegen Dänemark der zweite Schritt in Richtung Halbfinale folgen.