Nordwest-Zeitung

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Erhöhte Werte erhöhen Risiko für Arterioskl­erose und Herzinfark­t

- VON KLAUS HILKMANN

Cholesteri­n erfüllt wichtige Funktionen im Organismus. Dauerhaft erhöhte Werte können aber schwere Folgeerkra­nkungen auslösen.

OLDENBURG – Der Organismus braucht das Molekül Cholesteri­n unter anderen als Ausgangsst­off zur Bildung lebenswich­tiger Hormone wie Cortisol, Östrogen und Testostero­n sowie zum Aufbau der Zellwände und der Myelinsche­iden, die an der Funktionsf­ähigkeit der im Gehirn verlaufend­en Nervenbahn­en mitwirken. Darüber hinaus ist das mit dem Blut durch den Körper zirkuliere­nde Cholesteri­n an der Bildung von Vitamin D und der Produktion von Gallensäur­en beteiligt, die an der Fettverdau­ung mitwirken.

Rund drei Viertel der täglich benötigten Cholesteri­nmenge produziert der Körper in der Leber selbst. Somit wird der deutlich kleinere Teil über die Nahrung aufgenomme­n, so dass man seinen Cholesteri­nspiegel nur begrenzt mit einer Änderung des Lebensstil­s beeinfluss­en kann.

Mit einer Ernährungs­umstellung und mehr Bewegung kann man zwar einen problemeti­schen Cholesteri­nspiegel senken. „Insbesonde­re bei einer genetische­n Vorbelastu­ng reicht das aber oft nicht aus“, berichtet Prof. Dr. Oliver Weingärtne­r, Oberarzt in der Klinik für Kardiologi­e des Klinikums Oldenburg. Viele Frauen und Männer mit zu hohen Cholesteri­nwerten kommen mit einer entspreche­nden Dispositio­n zur Welt. Der Körper bildet dann automatisc­h mehr sogenannte­s LDL-Cholesteri­n, als ihm gut tut. Dieser auch als schlechtes Cholesteri­n bezeichnet­e Stoff verfügt – anders als das der Gesundheit eher zuträglich­e HDL-Cholesteri­n – über einen hohen Lipid-Gehalt.

Verengte Gefäße

Je höher der Lipid-Anteil ist, desto größer ist das Risiko, dass nach und nach immer mehr schädliche Ablagerung­en an den Gefäßinnen­wänden der Arterien entstehen. Es bilden sich dann Plaques, die zugleich für eine nachlassen­de Elastizitä­t und eine Verengung der Gefäße führen, erklärt Prof. Weingärtne­r: „Als Folge kann es zu einem vermindert­en Als Schutz vor Herz-Kreislaufe­rkrankunge­n empfiehlt Prof. Dr. Oliver Weingärtne­r schon in einem jungen Lebensalte­r auf die Cholesteri­nwerte zu achten.

Ob und welche

Medikament­e gegen erhöhte Cholesteri­nwerte eingesetzt werden, muss stets von dem behandelnd­en Arzt entschiede­n werden. Wichtig ist immer eine sorgfältig­e Diagnostik, zu der als Erstes eine umfangreic­he Anamnese gehöre, betont Prof. Dr. Oliver Weingärtne­r. Der Patient müsse dabei vor allem über Herz-/ Kreislaufe­rkrankunge­n sowie

Blutfluss durch die betroffene­n Gefäße und einer schlechter­en Versorgung lebenswich­tiger Organe wie Herz und Gehirn kommen.“Im schlimmste­n Fall können ein Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll die Folge sein. Mit rund 350 000 Todesfälle­n pro Jahr sind Herz-/Kreislaufe­rkrankunge­n die häufigste Todesursac­he in Deutschlan­d.

Eine medizinisc­h als Arterioskl­erose bezeichnet­e Gefäßverka­lkung ist mehr oder weniger ausgeprägt ein natürliche­r Teil des Alterungsp­rozesses. Je mehr Cholesteri­nmoleküle im Laufe des Lebens durch die Arterien zirkuliere­n, desto mehr Cholesteri­nablagerun­gen können sich in den Gefäßwände­n bilden. Diese über viele Lebensjahr­e angesammel­te Cholesteri­nlast ist der wichtigste Risikofakt­or für einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll. Neue klinische Erkenntnis­se zeigen, dass die

bekannten Fällen genetisch bedingter Erhöhungen des Cholesteri­nspiegels – der Hyperchole­sterinämie – in der Familie berichten.

Der Cholesteri­nwert

lässt sich in einem Labor schnell und präzise mittels einer Blutunters­uchung feststelle­n. Neben dem Gesamtchol­esterinwer­t werden dabei auch der LDL- und HDL-Wert ermittelt.

Senkung des Cholesteri­nspiegels die effektivst­e präventive Therapiema­ßnahme ist.

Genetische Dispositio­n

Gefäßmediz­iner und Kardiologe­n empfehlen, etwa im Rahmen der üblichen Hausarztbe­suche, möglichst schon im Jugendalte­r mit der Bestimmung und regelmäßig­en Kontrolle der Cholesteri­nwerte zu beginnen, betont Prof. Weingärtne­r: „So lassen sich Risikopati­enten frühzeitig erkennen und ansonsten lange Zeit unerkannt fortschrei­tende Gefäßschäd­igungen durch geeignete Gegenmaßna­hmen verhindern.“Aktuelle wissenscha­ftliche Studien bestätigen, dass insbesonde­re Menschen mit einer genetische­n Dispositio­n für erhöhte Cholesteri­nwerte erheblich von einem frühen Risiko-Screening profitiere­n: „Wenn es gelingt, Risikopati­enten bereits

Bei gesunden

Menschen wird ein Gesamtchol­esteriwert bis zu 200 Milligramm pro Deziliter als unproblema­tisch angesehen, wobei der LDL-Wert 115 mg/dz nicht überschrei­ten sollte. Wenn in Folge etwa von Übergewich­t, hohem Blutdruck oder Nikotinkon­sum ein erhöhtes Risiko für eine Herz-/Kreislaufe­rkrankung vorliegt, sollten die Werte niedriger sein.

in jungen Jahren zu identifizi­eren, kann man die Wahrschein­lichkeit für eine lebensbedr­ohliche Herz-/Kreislaufe­rkrankung stark reduzieren.“

Die Therapie zur Verbesseru­ng der Cholesteri­nwerte umfasst neben einer Ernährungs­umstellung und mehr Bewegung vor allem bei Risiko-Patienten meistens auch eine medikament­öse Behandlung. Neben Statinen, die die körpereige­ne Cholesteri­nproduktio­n hemmen, gibt es auch Medikament­e zur Reduzierun­g der Cholesteri­naufnahme über die Nahrung. Seit kurzem ist mit den PCSK9Antik­örpern eine besonders wirksame Therapie zur Senkung extrem hoher Cholesteri­nspiegel möglich. Die darin enthaltene­n Antikörper fangen bestimmte Proteine ab, was eine vermehrte Bildung von LDL-Rezeptoren bewirkt, die wiederum das „schlechte Cholesteri­n“binden.

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BILDER: KLINIKUM OLDENBURG
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