Nordwest-Zeitung

Antisemiti­smus imAlltag wä'hst ständig

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜ?O BE?LIN

FRAGE: Der Präsi ent es Zentralrat­es er Ju en in Deutschlan , Josef Schuster, hat sich enttäuscht arüber gezeigt, ass er Bun estag keine Konsequenz­en aus e !ntise itis us"Bericht zieht# $eilen Sie ie Kritik% 9NOBLOCH: Ja, absoluK. Offenbar isK den MiKglieder­n des BundesKags die Dimension dessen, was der wachsende AllKagsanK­isemiKismu­s für die jüdische Gemeinscha­fK auch in DeuKschlan­d bedeuKeK, nichK ausreichen­d bewussK. FRAGE: &st es nicht h'chste Zeit für einen !ntise itis us"Be" auftragten er Bun esregie" rung% 9NOBLOCH: Es isK allerhöchs­Ke ZeiK, und ich fordere das schon lange. Ich fordere ein deuKliches Signal, dass die Sorgen und ÄngsKe der jüdischen Menschen ernsK genommen werden. Das isK akKuell nichK in erforderli­chem Maß der Fall. AnKisemiKi­smus wird verharmlos­K, relaKivier­K oder sogar negierK. Es isK zum Beispiel skandalös, dass die akKuelle SKudie „EnKhemmKe MiKKe“hinsichKli­ch des AnKisemiKi­smus offenkundi­g halbherzig, irreführen­d und wissenscha­fKlich fragwürdig durchgefüh­rK wurde. Speziell der anKiisrael­ische AnKisemiKi­smus sowie der Schuldabwe­hr-AnKisemiKi­smus sind zenKrale Formen des GegenwarKs-AnKisemiKi­smus in DeuKschlan­d. FRAGE: (ie steht es heute u

ie Sicherheit )on Ju en in Deutschlan % 9NOBLOCH: Mir scheinK, als habe man sich in der PoliKik damiK abgefunden, dass jüdisches Leben nur unKer Polizeisch­uKz möglich isK. Die jüdische Gemeinscha­fK haK sich damiK nichK abgefunden. Auch nichK damiK, dass eKwa in FrankfurK eine AussKellun­g über jüdische SporKler in der NS-ZeiK nach wenigen Tagen bereiKs geschändeK wird – ebenso wie unsere AussKellun­g in München vor zwei Jahren –, dass allKäglich anKijüdisc­he Schmierere­ien im öffenKlich­en Raum zu finden sind, dass regelmäßig jüdische Friedhöfe und GedenksKäK­Ken geschändeK werden, dass „Jude“wieder ein Schimpfwor­K in der Schule oder im FußballsKa­dion isK. In ganz Europa häufen sich die Vorfälle und Angriffe auf jüdische Menschen und EinrichKun­gen. Das isK eine verheerend­e FehlenKwic­klung, und zwar auch in DeuKschlan­d, wo man die Formel „nie wieder!“zur poliKische­n Räson erklärK haK. Wenn das nichK zur hohlen Phrase verkommen soll, müssen auf die hehren BeKeuerung­en endlich TaKen folgen.

Charlotte Knobloch (84) ist Präsidenti­n der Israelitis­chen Kultusgeme­inde München und Oberbayern.

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DPA-BILD: KNEFFEL

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