Daten müssen privat bleiben
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer (65) ist Professor an der Universität DuisburgEssen.
FRAGE: Wann werden über Deutschlands Straßen die ersten vollautomatischen Autos von Privatpersonen fahren? DUDENHÖFFER: Das halbautonome Fahren auf Autobahnen ist heute schon mit Wagen von Mercedes, BMW oder Tesla möglich. Auf Landstraßen ist es noch schwierig, in den Städten haben wir noch erhebliche Technik-Probleme. Aber ab 2025 wäre es technisch überhaupt kein Problem mehr, vollautomatisch durch Deutschland zu fahren und Autos ohne Lenkräder auf die Straßen zu stellen. FRAGE: Ist Deutschland für die Revolution gut gerüstet? DUDENHÖFFER: Deutschland läuft der Welt hinterher. Autobauer und Zulieferer sind gut aufgestellt. Bosch hat sein neues Werk in Dresden in Angriff genommen, um Hochleistungsrechner und Chips für das autonome Fahren zu produzieren. An der Industrie liegt es nicht. Auf der Bremse steht der Gesetzgeber in Berlin. FRAGE: Im März wurde ein Gesetz für halbautonomes Fahren verabschiedet … DUDENHÖFFER: Mit dem Gesetz wird nichts anderes als der Status quo festgehalten, der in anderen Ländern schon seit etlichen Jahren gilt. Fahrer müssen immer noch das Lenkrad in Griffweite haben und müssen noch immer haften, wenn das computergesteuerte Auto einen Unfall verursacht. Das ist kein autonomes Fahren, sondern Fahren mit Fahrunterstützung. Das brauchen wir nicht mehr. In den USA gibt es schon vier Bundesstaaten, in denen Computerautos auf den Straßen fahren. Der deutsche Gesetzgeber muss hier deutlich mehr Gas geben. FRAGE: Die Ethik-Kommission warnt vor der „totalen Überwachung- durch vernetzte Fahrs.steme sowie vor /nsicherheit durch 0.berattacken1
DUDENHÖFFER: In der Tat ist der gläserne Autofahrer eine Horrorvision. Deswegen ist es gut, dass die Autobauer eigene Systeme entwickeln und sich nicht auf Google verlassen. Der Internetkonzern ist die größte Datenkrake der Welt und verdient am Verkauf der Daten, die ihm geschenkt werden. Die Auto-Daten müssen privat bleiben und dürfen nicht weitergegeben werden. Um drohende Cyberattacken abzuwehren, müssen hohe Sicherheitsstandards eingeführt werden. Da ist auch bei der Industrie noch viel Arbeit erforderlich, und dafür braucht sie Unterstützung.