Nordwest-Zeitung

Zurück zu den Ursprüngen der Laufbahn

Schauspiel­er Hansi Kraus wird 65 – Für die meisten Zuschauer bleibt er der Lausbub

- VON SOPHIE ROHRMEIER

Die Filme zu den „Lausbubeng­eschichten“nach Ludwig Thoma machten Kraus in den 60ern bekannt. Im Herbst spielt er in einer Theaterver­sion den alten Thoma.

MÜNCHEN – In Gummipanto­ffeln öffnet Hansi Kraus die Tür seiner Altbauwohn­ung in München. Er mag Freizeit, sagt der Schauspiel­er. Ob er davon zu viel oder genau die richtige Menge hat, darauf haben sich viele Geschichte­n um den früheren Kinderstar in den vergangene­n Jahren konzentrie­rt. Hansi Kraus, der am 26. Juni 65 Jahre alt wird, konzentrie­rt sich lieber aufs Textlernen. Er kehrt nämlich bald zum Ursprung seiner Laufbahn zurück.

Und zwar zu den „Lausbubeng­eschichten“. Die Filme nach den Geschichte­n des bayerische­n Heimatschr­iftsteller­s Ludwig Thoma machten Hansi Kraus, mit bürgerlich­em Namen Hans Krause, bekannt. Er spielte den jungen Thoma, den Lausbub. 1964 fing das an, und es hört nicht auf, nicht wirklich.

Die fünf Teile laufen noch heute im Fernsehen. Und im Herbst kommt in Braunschwe­ig die Theaterver­sion der „Lausbubeng­eschichten“auf die Bühne. Und wer spielt den alten Thoma? Natürlich Hansi Kraus.

„Ich bin ja nie davon losgekomme­n“, sagt er. Der ewige Lausbub, die vielzitier­te Phrase,

die Rolle holt ihn auch jetzt mit 65 Jahren wieder ein. Darauf bereitet er sich gerade vor. Er setzt sich an den Holztisch im Esszimmer der Krauses, eine Mischung aus Korbsessel­n und weiß lackierten Holzstühle­n steht drum herum.

An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotos von Designer-Stühlen, die er selbst geschossen hat, und Familienbi­lder. Hans Krause als Junge im Getreidefe­ld, seine Frau als junges Mädchen, seine beiden Töchter, seine zwei Enkel.

Nach dem großen Erfolg der Filme in den 1960ern und seiner Rolle als frecher Schüler Pepe Nietnagel in der Reihe „Die Lümmel von der ersten Bank“bis Anfang der 1970er brach Kraus’ Karriere ein. Er lernte Erzieher, entschied sich dann doch für die Schauspiel­erei.

Rund 15 Jahre spielte er in der ZDF-Serie „Forsthaus Falkenau“den Bauer Sailer, er bekam Rollen in „Löwengrube“, „Marienhof“oder „Soko 5113“. Lange war er auch in der BR-Reihe „Café Meineid“zu sehen. Keine Lausbub-Rollen. Doch der Charakter blieb an Kraus haften.

„Ich weiß nicht, ob ich’s gut find oder schlecht“, sagt er heute. Eine Zeit lang wollte er dokumentie­ren, dass er erwachsen ist und ließ das „i“am Hans weg. „Das hat nicht geklappt.“

Hat Hansi Kraus vielleicht auch einmal überlegt, sein altes Prädikat wieder aufzufrisc­hen und neu zu füllen? „Nein“, sagt er. „Dafür müsste ich selber schreiben, und das kann ich nicht so gut.“Und er müsste sich selbst inszeniere­n und verkaufen, und das kann er auch nicht so gut. „Das“, findet er, „stinkt immer so nach Selbstlob.“

Und so taucht Hansi Kraus derzeit im Fernsehen fast gar nicht auf, zumindest nicht in seinem aktuellen Alter. Vereinzelt sieht man ihn in „Hubert und Staller“oder den „Rosenheim-Cops“. Weil er aber so selten sichtbar ist im TV, gab es einige Geschichte­n um ihn nach dem Motto „Alternder Schauspiel­er findet keine Arbeit“.

So ist es aber nicht. Vor allem steht er auf der Bühne, bei Lesungen oder im Theater. Neuerdings tourt er mit dem Stück „Love Letters“durch den deutschspr­achigen Raum, und auf der Münchner Iberl-Bühne, spezialisi­ert auf bayerische­s Volkstheat­er, gibt er in drei Inszenieru­ngen mal einen Privatdete­ktiv, mal einen Grenzbeamt­en, mal einen Zocker. „Das sind keine so glatten Stücke, in denen am Schluss Friede, Freude, Eierkuchen ist“, erklärt er. „Die haben Biss.“

Im Privaten mag er aber lieber Happy Ends. „Meine Frau sagt, ich bin harmoniesü­chtig“, sagt er. „Das stimmt schon.“Seine eigene Branche kommt ihm manchmal brutal vor – wenn man nur mit offensivem Klinken-Putzen weiterkomm­t oder eine einzige schlechte Kritik gleich Aufträge kostet. Natürlich, er hätte immer mehr tun können für seine Karriere, aber in Ruhe mit dem Rad die Isar entlangzuf­ahren, daran hat er dann doch zu viel Freude.

 ?? BILDER: DPA/IMAGO ?? Die Rolle blieb haften: der Schauspiel­er Hansi Kraus (großes Bild) am Ufer der Isar in München und (kleines Bild) als Ludwig in dem Film „Ludwig auf Freiersfüß­en“(1969), dem fünften Teil der „Lausbubenf­ilme“
BILDER: DPA/IMAGO Die Rolle blieb haften: der Schauspiel­er Hansi Kraus (großes Bild) am Ufer der Isar in München und (kleines Bild) als Ludwig in dem Film „Ludwig auf Freiersfüß­en“(1969), dem fünften Teil der „Lausbubenf­ilme“

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