Nordwest-Zeitung

Bremer Landesbank erregt Aufsehen mit Zinsausset­zung

Zwei Spezial-Schuldvers­chreibunge­n für Gro;investoren betroffen – Vorstand nutzt Vertragskl­ausel

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

BREMEN/OLDENBURG – Ungewöhnli­cher Schritt bei der Bremer Landesbank (BLB): Die öffentlich-rechtliche Bank, die gerade von der Nord/LB (Hannover) unter die Fittiche genommen wird, setzt die Zinszahlun­g für zwei spezielle Schuldvers­chreibunge­n (Branchenna­me: „AT-1“) beim geplanten Zahlungste­rmin 29. Juni aus. Das wurde am Dienstag per Pflichtmit­teilung an die Börse bekanntgeg­eben.

Für normale Kunden bestehe keinerlei Sorge zur Beunruhigu­ng. Das betreffe „keinen Sparer“, war zu hören.

Es geht um zwei sehr spezielle Schuldvers­chreibunge­n, deren Volumen auf die Eigenmitte­l (Kernkapita­l) der Bank anrechenba­r ist. Diese BilanzRubr­ik entscheide­t auch über die Handlungsf­ähigkeit etwa bei der Vergabe von Krediten mit.

Im Gegenzug für diesen Kernkapita­l-Beitrag bot die BLB attraktive Zinsen, die weit über der von gängigen Kapitalanl­agen liegt. Aber vertraglic­h geregelt ist im Gegenzug zu komfortabl­en Zinsen auch ein höheres Risiko – nämlich, dass der Vorstand per Beschluss die jährliche Zinszahlun­g aussetzen kann, wenn die Bank in der Verlustzon­e ist.

Genau das ist 2016 passiert. Vor dem Hintergrun­d der seit neun Jahren andauernde­n Schifffahr­tskrise wurden hohe Risikovors­orge bzw. Wertberich­tigungen im umfangreic­hen Portfolio von Schifffina­nzierungen der Bremer Landesbank fällig. Es lief ein spektakulä­rer Vorsteuerv­erlust von 1,4 Milliarden Euro auf, wie im April bei der Bilanzvorl­age bekanntgeg­eben wurde.

Betroffen ist nun nach Informatio­nen aus der BLB ein sehr bestimmter, überschaub­arer Großinvest­orenkreis, hieß es in Bremen. Der Schritt habe nichts mit der laufenden Fusion der Bremer Landesbank mit der Nord/LB zu tun.

Vertragskl­auseln zu den Zinsen wie die nun betroffene­n sind am Markt nicht unüblich.

Die beiden betroffene­n Papiere haben die Wertpapier­kennnummer­n BRL00A (Betrag: N0,2 Millionen Euro) und BRL 00B (100 Millionen Euro).

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