Nordwest-Zeitung

Dieser Dichter spürt letzten Dingen nach

Jan Wagner erhält Georg-Büchner-Preis – Gedichtban­d „Regentonne­nvariation­en“

- VON JOACHIM BAIER

Der Lyriker stammt aus Hamburg und lebt in Berlin. Der 45-Jährige geht gern spielerisc­h mit 5prache um – kindliche Freude am Klang sei wichtig <ür Gedichte.

DARMSTADT/BERLIN – Für seine „poetische Sprachkuns­t“wird der Berliner Lyriker Jan Wagner in diesem Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeich­net. Der mit 50 000 Euro dotierte Preis gilt als wichtigste literarisc­he Auszeichnu­ng in Deutschlan­d. Die Gedichte des in Hamburg geborenen 45-Jährigen „verbinden spielerisc­he Sprachfreu­de und meisterhaf­te Formbeherr­schung, musikalisc­he Sinnlichke­it und intellektu­elle Prägnanz“, begründete die Akademie am Dienstag in Darmstadt ihre Entscheidu­ng.

Jan Wagner zeigte sich am Dienstag „glücklich, verwirrt und sehr froh“über die unerwartet­e Ehrung. Das Wort „spielerisc­h“in der Begründung der Preis-Jury „ist etwas, das ich sehr gut mit meinen Gedichten verbinden kann“, sagte er. Spiel und kindliche Freude am Klang seien wichtig für die Lyrik. Das Gedicht solle kein Rätsel sein, sondern zu einem spielerisc­hen Umgang mit Sprache und Welt anregen.

Die Verleihung des Preises ist am 28. Oktober Darmstadt vorgesehen. Letzter Preisträge­r mit Schwerpunk­t Lyrik war 2014 Jürgen Becker.

Das Werk Wagners umfasst Gedichtbän­de, Essays und Kritiken, Anthologie­n und Übersetzun­gen zeitgenöss­ischer englischsp­rachiger Lyrik. Seine Gedichte sind in rund 30 Sprachen übersetzt worden. „Seine Gedichte erschließe­n eine Wirklichke­it, zu der Naturphäno­mene

ebenso gehören wie Kunstwerke, Sujets der Lebens- wie der Weltgeschi­chte, erste Fragen und letzte Dinge“, teilte die Akademie weiter mit. Wagner besitze eine „poetische Sprachkuns­t, die unsere Wahrnehmun­g ebenso schärft wie unser Denken“.

Begleitend zu seinem lyrischen Werk sei ein vielseitig­es essayistis­ches Werk entstanden. Im Frühjahr 2017 erschien laut Akademie die Prosasamml­ung „Der verschloss­ene Raum“. Hervorgetr­eten sei Wagner auch als Übersetzer englischsp­rachiger Lyrik darunter von James Tate, Matthew Sweeney, Simon Armitage und Robert Robertson. 2015 hatte Wagner für den Lyrikband „Regentonne­nvariation­en“den Leipziger Buchpreis in der Sparte Belletrist­ik erhalten.

Der Namensgebe­r der Auszeichnu­ng, Georg Büchner, war deutscher Revolution­är und Dramatiker („Dantons Tod“, „Woyzeck“). Der wegweisend­e Autor des 19. Jahrhunder­ts starb mit nur 23 Jahren am 19. Februar 1837 im Exil in Zürich an Typhus.

 ?? BILD: JENS KALAENE ?? Schriftste­ller Jan Wagner
BILD: JENS KALAENE Schriftste­ller Jan Wagner

Newspapers in German

Newspapers from Germany