Nordwest-Zeitung

Vernen von der Schwimm-Oma

Anneliese Hanke gibt im BTB-Bad 9chwimmunt­erricht für Flüchtling­e

- VON J>NS SChÖNIG

Die 9chwimmsch­üler stammen aus dem Iran, dem Irak und Afghanista­n. Zu Anneliese Hanke haben sie ein fast familiäres Verhältnis.

OLD'NBURG – Die Stimmung ist locker im Schwimmbad des BTB am Dienstagab­end. Es wird viel gelacht und englische, französisc­he und deutsche Satzfetzen machen die Runde. Karin Kocks und Tochter Svenja, beide DLRG-Rettungssc­hwimmerine­n erklären Schwimmbew­egungen und Figuren, elf Teilnehmer versuchen, sie nachzumach­en. Für jede richtige Umsetzung gibt es Applaus. Am Beckenrand sitzt Anneliese Hanke (81) in ihrem Rollstuhl und freut sich über die Fortschrit­te ihrer zwischen elf und 27 Jahre alten Schüler aus Afghanista­n, dem Irak und dem Iran.

Im letzten Oktober hatte sie die Idee, Flüchtling­en Schwimmunt­erricht zu geben. „Ausschlagg­ebend waren die schlimmen Nachrichte­n über ertrunkene Flüchtling­e“, erzählt Hanke. „Ich dachte mir damals, viele Menschen hätten vielleicht gerettet werden können, selbst wenn sie nur die einfachste­n Grundkennt­nisse gehabt hätten.“Ihre Idee meldete sie bei der Ehrenamts-Agentur der Stadt an, die sie wiederum an die Flüchtling­e brachte.

Von einem Deutschkur­sus an der Universitä­t kamen schon nach wenigen Tagen die ersten drei Interessen­ten. Und die brachten im Lauf der Zeit noch Freunde und Verwandte

mit. „Am Anfang herrschte noch Misstrauen wegen der Sprachbarr­ieren und weil die Jungs erst einmal nicht wussten, was wir von ihnen wollten“, erinnert sich Hanke. „Auch daran, dass sie von Frauen am Körper angefasst werden, mussten sie sich erst gewöhnen. Aber sie verstanden schnell und seitdem haben wir keine Schwierigk­eiten gehabt.“Die Verständig­ung funktionie­rte zunächst mit Händen und Füßen und einigen Englisch-Vokabeln. Inzwischen haben die Teilnehmer

aber immer besser deutsch gelernt.

Vor allem aber haben sie sich im Wasser verbessert. „Am Anfang schaffte es einer, gerade einmal fünf Meter zurückzule­gen. Die Anderen haben sich gar nicht erst ins tiefe Wasser getraut“, erzählt Anneliese Hanke. „Jetzt können sechs von den elf schon richtig schwimmen, so dass wir in diesem Jahr bestimmt noch Abzeichen machen können. Die besten von ihnen wollen mich sogar demnächst zum Wettschwim­men herausford­ern“,

sagt die ehemalige Deutsche Meisterin schmunzeln­d. Sie freut sich über den Lerneifer und den Ehrgeiz ihrer Schwimmsch­üler. Die wiederum haben ihre Übungsleit­erin längst ins Herz geschlosse­n. „Ich erlebe diese ganze Situation ja nicht nur als Trainerin, sondern auch aus Sicht einer Großmutter“, sagt Anneliese Hanke. „Ich habe ja auch selbst Enkel im Alter meiner Schwimmsch­üler.“So entstand mit der Zeit ein fast familiäres Verhältnis – und auch

der Kosename, den Anneliese Hanke jetzt bei ihren Schülern hat. „Einer von ihnen nannte mich mal ’Schwimm-Mama’“, erzählt sie. „Und ich sagte nur: ’Nichts da, ich bin schon die Schwimm-Oma.’“

Für Interessie­rte besteht weiterhin die Möglichkei­t am Schwimmunt­erricht für Flüchtling­e teilzunehm­en. Auch ehrenamtli­che Helfer, die bei den Übungen im Wasser mitmachen, sind willkommen. Informatio­nen gibt es bei Anneliese Hanke unter Tel. 303491.

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BILD: CHRISTIAN J. AHLERS dnneliese Hanken (ganz vorn) freut sich mit Svenja Kocks (im Badeanzug) und deren Mutter Karin über die Fortschrit­te der Flüchtling­e im Schwimmunt­erricht.

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