Nordwest-Zeitung

Waffenexpo­rte in Türkei stoppen

Agnieszka Brugger 932: ist sicherheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen-;raktion.

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

FRAGE: Sind die deutschen Soldaten in Al-Asrak sicher? BRUGGER: Nach Aussage des Verteidigu­ngsministe­riums gibt es, was praktische und militärisc­he Fragen betrifft, keine größeren Hinderniss­e für die Verlegung. Auch die Sicherheit der Soldatinne­n und Soldaten sei garantiert. Wir werden den Prozess aber kritisch und gründlich begleiten. FRAGE: Ist der Einsatz angesichts russischer Drohungen nicht generell zu gefährlich? BRUGGER: Dieser Einsatz bleibt in vielerlei Hinsicht gefährlich. Vor allem die völlig widersprüc­hlichen Eigeninter­essen vieler Staaten, die in Syrien militärisc­h involviert sind, sorgen für eine permanente Verschärfu­ng der Lage. Alle Staaten müssen jetzt endlich zur Vernunft kommen und unter dem Dach der Vereinten Nationen dafür sorgen, dass der Krieg nicht immer weiter eskaliert und es eine Verbesseru­ng für die Menschen in Syrien gibt. Die Koalition der willigen Staaten im sogenannte­n Kampf gegen den IS selbst ist eine schwierige Allianz der Widersprüc­he. Deshalb ist die Weitergabe der Aufklärung­sergebniss­e deutscher Tornado-Flugzeuge so unverantwo­rtlich. Wir Grüne haben diesen Einsatz von Anfang an mehrheitli­ch abgelehnt, auch weil immer schon die große Gefahr bestand, dass die von deutschen Flugzeugen gewonnenen Aufklärung­sdaten von der türkischen Regierung im Kampf gegen die Kurden missbrauch­t werden. FRAGE: Hat die Regierung mit dem Beschluss zum Abzug zu lange gezögert? BRUGGER: Im Dauerstrei­t um Incirlik hat sich die Bundesregi­erung blamiert und ist mit ihrem naiven Kurs völlig gescheiter­t. Die Bundesregi­erung hat sich viel zu lange von Präsident Erdogan vorführen und eine klare Haltung vermissen lassen. Sowohl aufgrund der dramatisch­en Entwicklun­gen in der Türkei als auch vor dem Hintergrun­d der Erpressung­sversuche rund um die Abgeordnet­enbesuche und der zahlreiche­n Probleme dieses Einsatzes wäre ein Abzug schon längst dringend geboten gewesen. FRAGE: Müssen deutsche Soldaten auch von den anderen Stützpunkt­en in der Türkei abgezogen werden? BRUGGER: Die Debatte über das Besuchsrec­ht am Stützpunkt Konya war ein billiges Ablenkungs­manöver der Koalition. Der Besuch in Konya ist und war immer möglich. Die Bundesregi­erung muss ihren Kurs aber grundlegen­d ändern und endlich mehr Rückgrat zeigen. Dazu gehört für mich der sofortige Stopp sämtlicher Rüstungsex­porte in die Türkei.

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DPA-BILD: STACHE

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