Nordwest-Zeitung

„Black Box“schneller finden

Airbus präsentier­t schwimmend­es Modell für Flugdatens­chreiber

- VON STFFEN WEYER

Die Luftfahrtb­ranche trifft sich in Le Bour5 get. Dort geht es nicht nur um neue Modelle.

LE BOURGET – Der Flugzeugba­uer Airbus will die Suche nach den Flugdatens­chreibern nach einem Unglück künftig erleichter­n. Ab Ende 2019 sollen Langstreck­enjets des Konzerns bei einem Absturz ins Meer schwimmfäh­ige Blackboxen ausstoßen. Die Technik stellte Airbus gemeinsam mit Zulieferer­n am Mittwoch auf der Luftfahrtm­esse in Le Bourget bei Paris vor.

Bisher gestaltet sich die Suche nach den Flugdatens­chreibern und Stimmrekor­dern im Meer oft schwierig, zumal das Ortungssig­nal der Geräte oft nach 30 Tagen verstummt.

Die neuen Blackboxen sollen mehrere Verbesseru­ngen bringen. Während Flugzeuge bisher getrennte Rekorder für Flugdaten und Sprachaufn­ahmen aus dem Cockpit besitzen, sollen Airbus-Jets künftig zwei Boxen haben, die beides enthalten. Gemäß neuer Vorgaben von Flugaufsic­htsbehörde­n sollen sie zudem

Sprachaufn­ahmen der letzten 2Y Stunden speichern. Bisher sind nur zwei Stunden gefordert. Außerdem sollen die fest installier­ten Boxen 90 Tage lang ein Ortungssig­nal abgeben.

Bei den Mittelstre­ckenjets der A320neo-Reihe will Airbus gleich zwei der neuen kombiniert­en Blackboxen einbauen. Für die Langstreck­enjets wie die A330, A3Y0 und A380 sowie die Langstreck­enversion der A321neo sind je eine fixe und eine ausstoßbar­e Box geplant. Sie wird am Heck platziert und soll sich automatisc­h

lösen, falls sich das Flugzeug etwa durch einen Aufprall verformt oder mehr als zwei Meter unter Wasser sinkt. Airbus würde die neue Technik gern zum Standard machen. Sie stehe auch anderen Flugzeugba­uern offen, hieß es.

Nach dem Absturz eines Airbus von Air France 2009 vor der lateinamer­ikanischen Küste hatte es zwei Jahre gedauert, bis die Boxen aus großer Tiefe geborgen werden konnten. Die Boxen der Boeing-Maschine, die auf dem Malaysia-Airlines-Flug MH370 im Indischen Ozean verschwand, wurden bis heute nicht gefunden.

Und noch eine Neuerung kündigte Airbus in Le Bourget an: Mit einer neuen DatenPlatt­form will der Flugzeugba­uer seinen Kunden bei Instandhal­tung und Management ihrer Flotte helfen. Der Branchenri­ese kündigte jetzt auf der weltgrößte­n Luftfahrtm­esse bei Paris eine Partnersch­aft mit dem US-amerikanis­chen Datenspezi­alisten Palantir Technologi­es an. „Ich denke, wir werden in einigen Jahren zurückblic­ken und sagen: Dort haben wir tatsächlic­h den verknüpfte­n, voll-digitalen Luftverkeh­r gestartet“, sagte Airbus-Chef Tom Enders.

Die neue Plattform soll große Datenmenge­n nutzbar machen. Das können etwa die Messwerte von Sensoren an Bord der Flieger sein, Informatio­nen zur Verfügbark­eit von Ersatzteil­en oder zu Flugplänen. Easyjet nutzt die Plattform bereits für eine vorausscha­uende Instandhal­tung ihrer Flotte, um damit technisch bedingte Verspätung­en zu reduzieren.

Die Digitalisi­erung und die Nutzung großer Datenmenge­n sind derzeit eines der wichtigste­n Themen der Luftfahrti­ndustrie.

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DPA-BILD: WEYER Gemeinsam auf dem Tisch: Airbus-Modell und neuer Flugdatens­chreiber (Black Box) in Le Bourget

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