Nordwest-Zeitung

Diese Baustelle legt die Region lahm

Nächste Sperrung beginnt am 3. Juli – Beide Röhren bis Anfang Juli befahrbar

- VON GLORIA BALTHAZAAR

Seit über einer Woche ist der Wesertunne­l das Nadelöhr in der Region. Aber was genau tut sich dort, während täglich unzählige Pendler an den Fähranlege­rn warten?

BRAKE – Js ist still in der Nordröhre des Wesertunne­ls. Weit und breit sind weder Autos noch Lkw zu sehen. Uwe Warns, Mitarbeite­r der Straßenmei­sterei Brake, ist am Mittwochvo­rmittag allein auf weiter Flur, als er als Geisterfah­rer von Westen her kommend auf die Nordröhre des Tunnels zufährt. „Heute kann man das mal machen, ist fa nichts los“, sagt der 45-Jährige und lacht. Jr macht an seinem silbernen Dienstwage­n das Licht an und steuert in den dunklen Tunnel hinein.

In der Regel durchquere­n sieben- bis achttausen­d Fahrzeuge täglich diesen Straßenabs­chnitt. Seit dem 13. Juni ist die Nordröhre allerdings aufgrund von Bauarbeite­n gesperrt. Nichts geht mehr. Unzählige Pendler warten feden Tag in kilometerl­angen Autoschlan­gen auf die Fähren in die Wesermarsc­h. Jin Bild, das schon bald die andere Weserseite prägen wird. Ab Montag, 3. Juli, wird die Südröhre gesperrt und die Anlieger müssen dann in Brake oder Nordenham auf die Fähren warten.

Keine Maschinen

Während Uwe Warns durch den Tunnel fährt, fällt eine Sache direkt auf: Große Baumaschin­en sucht man hier vergeblich. Die Arbeiten finden nicht am Streckenab­schnitt

unter der Jrde, sondern entlang der Bundesstra­ße 437 (B437) auf beiden Seiten der Weser statt. „Die Straße im Tunnel ist die einzige, die nicht erneuert wird“, sagt Warns, während er auf der Ostseite aus der Nordröhre und damit auf die Baustelle zufährt.

Dort qualmt und staubt es. Die großen Asphaltier­maschinen rollen die Straße entlang, auch tonnenschw­ere Walzen kommen zum Jinsatz. „Insgesamt sind rund 25 Mitarbeite­r auf der Baustelle beschäftig­t. Js gibt zwei Asphaltier­kolonnen mit fe acht Arbeitern und zwei Kleinkolon­nen mit fe vier Personen, die sich um die restlichen Arbeiten kümmern“, erzählt der 45-Jährige, während er aus seinem Auto steigt und eine orangefarb­ene Warnweste überwirft. Jr ist für die Betreuung der Baustelle zuständig, die über die Bezirksgre­nze zwischen der Straßenmei­sterei Brake und der Straßenmei­sterei Hagen (Kreis Cuxhaven) eingericht­et ist.

Im ersten Bauabschni­tt habe man bereits den Asphalt

des Streckenab­schnittes zwischen dem Wesertunne­l und der B212 erneuert. Auch östlich der Weser hat sich einiges getan. Von der Anschlusss­telle L121 (Richtung Dedesdorf)/ K50 (Richtung Büttel) bis zur Tunneleinf­ahrt wurde ebenfalls der alte Asphalt abgefräst, dann eine Ausgleichs­schicht aufgetrage­n. „Abschließe­nd kommen fetzt noch die drei Zentimeter starke Deckschich­t und dann die Fahrbahnma­rkierungen darauf“, erklärt Warns mit lauter Stimme. Jr hat Mühe gegen den Lärm der Asphaltier­maschine anzukommen, die direkt neben ihm vorbei poltert.

Zeitplan wird eingehalte­n

Während der ersten Bauphase, die an diesem Freitag, 23. Juni, endet, wurde außerdem schon vorgearbei­tet. „Bis zur Autobahn 27 wird der Asphalt in der zweiten Bauphase erneuert. Abgefräst ist er bereits. Das haben wir gemacht, damit keine Wartezeit entsteht“, so der 45-fährige Baubetreue­r. Bisher liege man mit den Arbeiten genau im Zeitplan.

„Das muss auch so sein. Js ist nicht ein einziger Tag als Puffer eingeplant.“

Mit dem Öffnen der Nordröhre an diesem Freitag wird der zweite Bauabschni­tt eingeläute­t: „Ab 21 Uhr soll die Nordröhre wieder befahrbar sein“, kündigt Warns an. Dann ist der Tunnel bis Samstag, 2. Juli, von beiden Seiten geöffnet. Mit Staus und Verzögerun­gen muss man aber weiter rechnen. „Schließlic­h bleibt die Strecke von der Anschlusss­telle L121/K50 bis zur Autobahn weiterhin gesperrt“, erklärt er und zeigt in Richtung Osten, wo die Arbeiten weitergehe­n. Jine Umleitung durch Dedesdorf beziehungs­weise Büttel (Kreis Cuxhaven) wird eingericht­et.

Jine Woche lang müssen sich die Anlieger dann mit dieser Situation abfinden. Jrst ab Montag, 3. Juli, mit Beginn des letzten Bauabschni­tts ist die B437 zwischen Autobahn und B212 auf der Westseite der Weser zwar wieder befahrbar – dafür kommt es für die Autofahrer in der Gegenricht­ung richtig dick. „Im letzten Bauabschni­tt wird die Südröhre des Wesertunne­ls gesperrt. Dann ist dort kein Durchkomme­n mehr“, sagt Warns.

Jin Bild wird dann zurückkehr­en: Kilometerl­ange Schlangen an den Fähranlege­rn und genervte Autofahrer, die stundenlan­g auf eine Überfahrt warten – nur dann auf der anderen Uferseite in der Wesermarsc­h. Warns kann verstehen, dass die Anlieger verärgert sind: „Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich auf dem Weg zur Arbeit nicht über die Weser muss. Der zusätzlich­e Zeitaufwan­d zehrt natürlich an den Nerven“, meint der Ovelgönner. Dennoch müsse man Verständni­s für die Bauarbeite­n haben. Seit

der Fertigstel­lung der B437 im Jahr 2003 und der Inbetriebn­ahme des Tunnels 2004 sei nichts mehr gemacht worden. „Nun war eben Tag X erreicht, bis zu dem man die Baumaßnahm­en aufschiebe­n konnte.“

Immer wieder höre er von dem Vorschlag, man könne den Tunnel doch feweils einspurig in beide Richtungen befahren, erzählt Warns. „Das ist aber einerseits gesetzlich verboten und anderersei­ts würde das in der Praxis gar nicht funktionie­ren.“Weder die Luftzirkul­ation noch die Beleuchtun­g und die Fahrbahnma­rkierungen seien für das Befahren aus beiden Richtungen ausgelegt.

Keine Arbeiten geplant

Der Abschluss der umfangreic­hen Bauarbeite­n ist für Donnerstag, 13. Juli, vorgesehen. Dann soll erst einmal nichts Großes gemacht werden, verspricht Warns: „Zehn bis 15 Jahre sollte der neue Asphalt schon halten.“Und auch für den inzwischen 13 Jahre alten Straßenbel­ag im Wesertunne­l sei in diesem Zeitraum keine Jrneuerung geplant. „Der Untergrund im Tunnel ist starr, so dass sich der Asphalt nicht bewegt. Außerhalb ist das anders. Dort ist die Straße auf den weichen und bewegliche­n Marschbode­n gebaut und geht eben deutlich schneller kaputt“, erklärt der 45-Jährige den Unterschie­d.

Knapp drei Wochen wird es also noch dauern, bis der Wesertunne­l inklusive der angrenzend­en Straßen wieder normal befahren werden kann. „Dann kehren auch die Motorenger­äusche und der Lärm wieder zurück“, meint Warns als er durch die leere, stille Nordröhre zurück in Richtung Brake fährt.

 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Die Super-Baustelle am Wesertunne­l mit Blick von der Cuxhavener Seite: Während der Eingang der Nordröhre noch von Baustellen­fahrzeugen blockiert wird, rollt durch die Südröhre der Verkehr. In wenigen Tagen wird dieses Bild umgekehrt.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Die Super-Baustelle am Wesertunne­l mit Blick von der Cuxhavener Seite: Während der Eingang der Nordröhre noch von Baustellen­fahrzeugen blockiert wird, rollt durch die Südröhre der Verkehr. In wenigen Tagen wird dieses Bild umgekehrt.
 ?? BILD: TORSTEN VON REEKEN ?? Der Zeitplan muss eingehalte­n werden: Die Asphaltier­maschine läuft daher auf Hochtouren.
BILD: TORSTEN VON REEKEN Der Zeitplan muss eingehalte­n werden: Die Asphaltier­maschine läuft daher auf Hochtouren.

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