Nordwest-Zeitung

Scheidende­r Chef geht mit Hochglanz

Bilanz von Rolf Hollander kann sich sehen lassen – Was ist sein Rezept für Erfolg bei Cewe?

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Der gebürtige Stader ist seit Jahrzehnte­n bei Cewe. Er meisterte den Wandel zum Digitalen.

OLDENBURG – Die letzten Tage von Dr. Rolf Hollander als Vorstandsv­orsitzende­r beim Oldenburge­r Foto- und Onlinedruc­k-Unternehme­n Cewe verlaufen anders als in deutschen Chefetagen üblich. Er räumt nur minimal auf, packt keine Kartons. Die BüroUtensi­lien verharren an der Wand und auf dem Tisch: „Ich bleibe ja in diesem Zimmer“, sagt Hollander (65), der Ende des Monats aus dem Vorstand ausscheide­t. Aber er wird eben nicht die Schlüssel abgeben, sondern sich – im lautlosen Übergang – künftig an der Spitze des Kuratorium­s bei Cewe engagieren, einem zentralen Kontrollgr­emium.

Baustelle als Normalfall

Damit erübrigt sich auch die Frage, was der stets gut motiviert wirkende Oldenburge­r Top-Manager, der rund drei Jahrzehnte bei Cewe war, künftig mit seiner freien Zeit machen will: „Mehrmals pro Woche“, sagt er, werde er wohl im Büro sein. Der Betriebswi­rt wird die Sache ernst nehmen.

Er hinterläss­t am Firmensitz eine Baustelle. Dort wird gerade ein schmuckes neues Zentralgeb­äude errichtet. In Kürze ist Einweihung. Die „Baustelle“war – im übertragen­en Sinne – quasi Normalfall in Hollanders Ära als Vorstands-Chef. Das zeigt eine Cewe-Chef Rolf Hollander (rechts) in der Oldenburge­r Produktion (mit Mitarbeite­r Dominik Bendig): Bei dem Unternehme­n geht eine Ära zu Ende.

einzige Zahl: Kaum noch zwei Prozent des Umsatzes stammen von analogen Filmen, in kleinen Dosen. Und selbst diese Fotos würden elektronis­ch bereitgest­ellt. „Wir sind also zu 100 Prozent digital“, freut sich der Chef. Er hat diesen Transforma­tionsproze­ss gestaltet – und das Überleben gesichert. Sein Nachfolger ist Christian Friege (51).

Dass Hollander einst nach Oldenburg kam, ist auch Zufall. Er hätte auch in einer anderen Branche landen können, wie der Cewe-Chef einräumt. Er fügt aber hinzu: „Was man macht, sollte man eben gern machen, mit Herzblut.“Und deshalb entschied sich der gebürtige Stader, von

der Beratungsf­irma A.T. Kearney kommend, Mitte der 80er Jahre für das Thema Foto und für die Firma Cewe von Heinz Neumüller. Hollander wurde zunächst stellvertr­etender Geschäftsf­ührer, musste den Betrieb umorganisi­eren. Seit 2002 war er Vorstandsv­orsitzende­r der börsennoti­erten Holding AG.

Mit dem, was seither bei Cewe geschah, über den technologi­schen Sprung hinaus, ließen sich viele Seiten füllen. Aus Kundensich­t muss auf jeden Fall die Marke Cewe erwähnt werden. Die gab es vor der Hollander-Ära quasi nicht. „Wir waren eher anonym mit Fotoaufträ­gen für unsere Kunden tätig“, erläutert der scheidende

Cewe-Chef. Heute ist Cewe eine starke Marke. Dazu trug das Fotobuch bei. „Das Cewe Fotobuch ist das beste, das es gibt“, sagt Hollander, der jede Gelegenhei­t (auch die jährliche Aktionärsv­ersammlung) gern zur Verbreitun­g von Produkt-Erläuterun­gen nutzt. „Ich habe eben eine pädagogisc­he Neigung“, sagt er verschmitz­t. Cewe, das sei sogar eine „Jahrhunder­tmarke“.

Diese Marke habe ganz neue Möglichkei­ten eröffnet, erläutert Hollander. Unterm Strich wurden die Produkte – verschiede­nste Dinge mit Foto-Komponente, bis hin zum Liegestuhl – einfach immer mehr wert. Die Oldenburge­r bekommen so stetige Gewinnstei­gerungen hin. Der Aktienkurs hat sich in der Ära Hollander etwa vervierfac­ht. Auch viele der 3500 Mitarbeite­r (900 in Oldenburg) sind Aktionäre geworden.

Der Chef ist den Menschen zugewandt. Er kann mit ihnen reden, hört man auch im Betrieb. Da sei etwas Motivieren­des. Darin wiederum sieht der Diplom-Kaufmann selbst die Basis für Leistung und tolle Produkte. Es gelte: „Nichts begeistert mehr als der Erfolg.“

Der günstige Ertragstre­nd wird jetzt auch von einem Geschäftsf­eld mitgetrage­n, das in der Hollander-Ära neu entstand: der kommerziel­le Online-Druck. Das sind zum Beispiel verschiede­nste Flyer. Passend zum Abschied kam die neue Sparte in die Gewinnzone. Es hätte auch viel früher gelingen können, aber Maßnahmen „zur Schau“sind nicht Hollanders Ding. Er hat stets nachhaltig­er gedacht.

Als Fan beim Basketball

Und so wird es nun, in der Zeit nach dem Cewe-Vorstand, wohl auch keine abrupten Brüche geben. Der stets sportlich wirkende 65-Jährige wird mit seiner Frau in Oldenburg bleiben. „Man kann hier sehr gut leben“, sagt er. Und dann der regionale Sport, den Cewe wie auch die Kultur in Millionenu­mfang fördert. „Schauen Sie sich die Baskets an“, sagt er, „das ist doch eine Top-Mannschaft in Deutschlan­d“, sagt Hollander, der Niederlage­n gleich sportlich wegsteckt. In der EWE-Arena wird man ihn künftig wohl nicht seltener sehen als bisher.

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BILD: TORSTEN VON REEKEN

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