Nordwest-Zeitung

Perspektiv­team steuert auf Endspiel zu

Deutschlan­d trifft nach 3:1 gegen Kamerun im Halbfinale auf Mexiko – Werner trifft doppelt

- VON OLIVER MUCHA

Durch den Erfolg ging die DFB-Elf Portugal aus dem Weg. Für Bundestrai­ner Löw war es der 100. Länderspie­lsieg.

SOTSCHI – Joachim Löw ließ nach seinem Jubiläumss­ieg die rechte Faust hervorschn­ellen, dann eilte der Bundestrai­ner zu Timo Werner und tätschelte ihm beinahe väterlich die Wange. Mit dem 100. Sieg im 150. Spiel ins Halbfinale – Löw hatte wie auch der Doppeltors­chütze nach dem 3:1 (0:0) gegen Kamerun im letzten Gruppenspi­el des Confederat­ions Cups allen Grund zur Freude.

„Das ist etwas sehr Außergewöh­nliches hier mit dieser Mannschaft“, schwärmte der Trainer, „der 100. Sieg ist etwas besonders Schönes. Das spricht für viele Erfolge, auch für einige Tränen bei oder nach den Turnieren.“

Weiter in Sotschi

Für Tränen gibt es in Russland keinen Anlass. Die Aussicht auf ein spannendes Halbfinal-Duell mit Mexiko an diesem Donnerstag 20 Uhr/ARD) ebenfalls in Sotschi kann das deutsche Perspektiv­team nicht schrecken. „Wir sind eine richtig gute Mannschaft. Wir haben richtig viel drauf und werden immer besser“, sagte Werner, der gegen den Afrikameis­ter seine ersten beiden Länderspie­ltore erzielt hatte. Er fügte hinzu: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sein erstes Länderspie­ltor macht. Ich habe mich riesig gefreut. Wir wollten diesen Gruppensie­g – und jetzt wollen wir auch das Finale!“

Die deutsche Mannschaft ersparte sich durch den Gruppensie­g eine kraftraube­nde Reise nach Kasan und ein verfrühtes Spiel gegen Portugal. Der Europameis­ter tritt an diesem Mittwo h 20 Uhr/

D ) gegen Chile an, das gegen Australien überrasche­nd nur 1:1 spielte. „Ein Endspiel gegen Portugal – das wollte ich schon bei der EM gern haben“, witzelte Löw. Kapitän Julian Draxler, der das 1:0 wunderbar mit einem Hackentric­k vorbereite­t hatte, sagte: „Es ist ein Vorteil, in Sotschi bleiben zu dürfen.“

Schwacher Beginn

Der sehr schwache Beginn gegen Kamerun war nach einer deutlich besseren zweiten Halbzeit vergessen. „So etwas muss man einer solch jungen Mannschaft zugestehen“, sagte Löw. Ein Traumtor von Kerem Demirbay (48. Minute) leitete den Sieg ein und weckte die lethargisc­hen Teamkolleg­en. Werner legte vor 30230 Zuschauern nach (66./81.), für Kamerun traf Benjamin Moukandjo (78.).

Kurz vor dem 2:0 hatte es erhebliche Verwirrung gegeben. Schiedsric­hter Wilmar Roldán aus Kolumbien wollte nach einem groben Foul an Emre Can Kameruns Sebastien Siani auch nach Ansicht des Videobewei­ses vom Platz stellen – fälschlich­erweise. Erst spät erkannte er, dass die Rote Karte Ernest Mabouka (65.) gezeigt werden musste.

Das Spiel war lange äußerst zäh. Die Neuformier­ung der deutschen Startelf war ein Hemmnis, Lauf- und Passwege stimmten nicht – Löw schimpfte früh und heftig. Die Spieler waren ihm zu wenig engagiert, schnelle Angriffe wurden stets verschlepp­t.

Can mit dem Weckruf

Das deutsche Mittelfeld wirkte ideenarm, erste Torchance war ein 18-MeterSchus­s Cans in der 21. Minute. Es war ein Weckruf, fortan hatte Deutschlan­d mehr Lust, Räume in der gegnerisch­en Defensive aufzureiße­n.

Von Kamerun kam offensiv nichts, bis Christian Bassogog (35.) mit in den Strafraum stürmte. Er blieb kurz vor dem Abschluss an Marvin Plattenhar­dt hängen. Unmittelba­r vor dem Halbzeitpf­iff musste Torhüter Marc-André ter Stegen, der auch gegen Mexiko spielen wird, glänzend gegen André-Frank Zambo Anguissa (45.) retten – Löw fasste sich entsetzt an den Kopf.

Kurz nach der Pause gab es allerdings Grund zum Jubel. Nach perfekter Vorlage Draxlers per Hacke durch die Beine von Siani zog Demirbay aus 18 Metern ab und traf in den rechten Winkel. Es gab nun doch noch Fußballzau­ber: Werner und Joshua Kimmich scheiterte­n an Fabrice Ondoa (54.) – dann fielen die Tore.

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AP-BILD: MEISSNER Glückwünsc­he: Timo Werner (links) holt sich die Gratulatio­nen von Bundestrai­ner Joachim Löw ab.

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