Nordwest-Zeitung

Chinesen sorgen mit Boykott für Eklat

Top-Trio tritt bei China Open nicht an – Ovtcharov gewinnt Finale

- VON SEBASTIAN STIEKEL

CHENGDU – Ausgerechn­et vor ihrem eigenen Publikum demontiert­e sich Tischtenni­sWeltmacht China selbst und machte damit den Weg ins Endspiel für zwei deutsche Stars frei: Am Sonntag gewann bei der China Open in Chengdu der Weltrangli­sten-Fünfte Dimitrij Ovtcharov das Endspiel gegen Timo Boll mit 4:3 Sätzen.

Der 36-jährige Boll, der die China Open als bis dato letzter Nicht-Chinese 2006 gewann, holte im Duell der beiden besten Spieler Europas einen 1:3-Satzrückst­and auf. Unterlag Ovtcharov im Finale: Timo Boll

Im entscheide­nden siebten Durchgang aber vergab er vier Matchbälle. Für Ovtcharov war es der bislang größte Erfolg auf der World Tour, einer Serie der wichtigste­n Tischtenni­s-Turniere der Welt.

Überschatt­et wurde das Turnier jedoch von einem Boykott der drei besten Spieler der Welt. Die ITTF kündigte am Sonntag Konsequenz­en an, weil der Weltmeiste­r Ma Long sowie seine beiden Teamkolleg­en Fan Zhendong und Xu Xin nicht mehr zu ihren Achtelfina­l-Spielen angetreten waren, um damit gegen die Ablösung des chinesisch­en Cheftraine­rs Liu Guoliang durch den eigenen Verband zu protestier­en.

In einer Mitteilung vom Sonntag sprach die ITTF von einer Aktion, die „das Image und die Integrität des Tischtenni­s-Sports global beschädigt“habe.

Innerhalb des chinesisch­en Verbandes rumort es seit Wochen. Während der Weltmeiste­rschaften Ende Mai in Düsseldorf wurde der DamenCheft­rainer Kong Linghui suspendier­t und nach China zurückbeor­dert. Er soll sich in einem Kasino in Singapur horrende Geldsummen geliehen, aber später nicht zurückgeza­hlt haben.

Die Eskalation dieses Falles lastet der Verband auch Liu Guoliang an. In einer Erklärung der CTTA ist von einem „tiefgründi­gen Problem im Management der chinesisch­en Tischtenni­s-Nationalma­nnschaft“die Rede.

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DPA-BILD: VENNENBERN­D

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