Chinesen sorgen mit Boykott für Eklat
Top-Trio tritt bei China Open nicht an – Ovtcharov gewinnt Finale
CHENGDU – Ausgerechnet vor ihrem eigenen Publikum demontierte sich TischtennisWeltmacht China selbst und machte damit den Weg ins Endspiel für zwei deutsche Stars frei: Am Sonntag gewann bei der China Open in Chengdu der Weltranglisten-Fünfte Dimitrij Ovtcharov das Endspiel gegen Timo Boll mit 4:3 Sätzen.
Der 36-jährige Boll, der die China Open als bis dato letzter Nicht-Chinese 2006 gewann, holte im Duell der beiden besten Spieler Europas einen 1:3-Satzrückstand auf. Unterlag Ovtcharov im Finale: Timo Boll
Im entscheidenden siebten Durchgang aber vergab er vier Matchbälle. Für Ovtcharov war es der bislang größte Erfolg auf der World Tour, einer Serie der wichtigsten Tischtennis-Turniere der Welt.
Überschattet wurde das Turnier jedoch von einem Boykott der drei besten Spieler der Welt. Die ITTF kündigte am Sonntag Konsequenzen an, weil der Weltmeister Ma Long sowie seine beiden Teamkollegen Fan Zhendong und Xu Xin nicht mehr zu ihren Achtelfinal-Spielen angetreten waren, um damit gegen die Ablösung des chinesischen Cheftrainers Liu Guoliang durch den eigenen Verband zu protestieren.
In einer Mitteilung vom Sonntag sprach die ITTF von einer Aktion, die „das Image und die Integrität des Tischtennis-Sports global beschädigt“habe.
Innerhalb des chinesischen Verbandes rumort es seit Wochen. Während der Weltmeisterschaften Ende Mai in Düsseldorf wurde der DamenCheftrainer Kong Linghui suspendiert und nach China zurückbeordert. Er soll sich in einem Kasino in Singapur horrende Geldsummen geliehen, aber später nicht zurückgezahlt haben.
Die Eskalation dieses Falles lastet der Verband auch Liu Guoliang an. In einer Erklärung der CTTA ist von einem „tiefgründigen Problem im Management der chinesischen Tischtennis-Nationalmannschaft“die Rede.