Nach dem Logout ist vor dem nächsten Login
Umjubelte doppelte Operngala „Vorhang zu“beendet Spielzeit am Staatstheater
OLDENBURG – Dem aufmüpfigen jungen Schauspieler Nikolaus Bachler hat einmal ein Intendant hinterhergeschrieen: „Wenn du alles besser weißt, dann mach es doch selbst!“Das hat er beherzigt und ist selbst Theaterchef geworden, inzwischen im zehnten Jahr an der Bayerischen Staatsoper. Ob Christian Firmbach einst Ratschläge ähnlicher Art erhalten hat, ist nicht bekannt. Aber das Oldenburgische Staatstheater war mit seiner Wahl zum Generalintendanten bestens beraten. Da werden die beiden Schlussvorstellungen „Vorhang zu“zur umjubelten Feier einer großen Spielzeit.
Firmbach kann erneut eine Bilanz in Zahlen vorweisen, die staunen macht: „Wir haben die Marke von 200 000 Besuchern geknackt”, sagt er. Das ist für eine wegen der frühen Ferien kurzen Spielzeit bemerkenswert. „Wir sind allerdings jetzt auch platt“, fügt er an. Immerhin hat das Haus zwischen „Macbeth“, „Agrippina“, „Fille du Régiment“und „Carmen“den Einstieg in Wagners „Ring des Nibelungen“gestemmt, mit einem weit über die Stadt hinaus auffällig gewordenen „Rheingold“und ausverkauften Zusatzvorstellungen.
Generalmusikdirektor Hendrik Vestmann kann sein Resümee zwar nicht auf Zahlen aufbauen. Aber die abschließende zweifache Operngala stellt noch einmal den hohen künstlerischen Standard heraus. Das Staatsorchester hat nach dem Abschied des prägenden Roger Epple sein hohes Niveau und seine Reaktionsschnelligkeit gefestigt und entwickelt. Das Sängerensemble findet in seiner Geschlossenheit und in der Spitze schwerlich Vergleiche in der Vergangenheit.
Das Abschiedsmenü ist angerichtet mit Bratenstücken von Verdi, Mozart und Rossini, garniert mit Gemüse und Gewürzen von Delibes, Leoncavallo, Puccini, Tschaikowski, Händel, Barbieri, SaintSaëns, Strauß und Millöcker. Die Dirigenten Vestmann, Vito Cristofaro und Felix Pätzold servieren. Und Solisten und Chor schmecken es mit einem Sahneklecks ab. Im Abgesang von Rossinis „Italienerin in Algier“rasen die zwölf Solisten die Skalen gemeinsam hinauf und hinab und in Höchstgeschwindigkeit in den Applaus hinein: Martyna Cymerman, Melanie Lang, Sooyeon Lee, Hagar Sharvit, Yulia Sokolik, Sarah Tuttle, Paul Brady, IllHoon Choung, Henry Kiichli, Aarne Pelkonen, Timo Schabel, Tomasz Wija.
Was für ein spektakuläres Logout aus der Saison! Das nächste Login am 20. August, gleich mit „Carmen“, verspricht viel. Am 9. September folgt schon „Die Walküre“.