Nordwest-Zeitung

Folgenschw­ere Nachricht um 22.39 Uhr

Warum Bremer BKB die OLB kauft – Mitarbeite­r im Wochenende überrascht

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Hinter der Bremer Kreditbank stecken Finanzinve­storen, auch Apollo. Geschmiede­t wird eine Dreier-Bankengrup­pe.

OLDENBURG/BREMEN – Um 22.39 war es so weit: Der Vorstand der Oldenburgi­sche Landesbank AG (OLB) jagte zu nächtliche­r Stunde eine heiße Nachricht über den Ad-hocMeldung­sservice für die Börse hinaus: Man sei vom bisherigen Großaktion­är Allianz darüber informiert worden, dass die Beteiligun­g von 90,2 Prozent „an die Bremer Kreditbank zu einem Kaufpreis von 300 Millionen Euro veräußert worden“sei. Endlich, spät am Freitagabe­nd, hatten sich der Versicheru­ngsriese und die kleine Bremer Spezialban­k auf letzte Vertragsfe­inheiten geeinigt.

Langes Warten zu Ende

Auf diese Nachricht hatten die rund 2100 Mitarbeite­r und auch Kunden der OLB seit zehn Monaten warten müssen. Ende September 2016 hatte die Allianz ihre Verkaufsab­sicht kommunizie­rt. Dann schossen verschiede­nste Spekulatio­nen ins Kraut, erst mit der Commerzban­k im Mittelpunk­t, dann mit Apollo.

Nun allerdings bekamen nächtens nur noch wenige erreichbar­e Führungskr­äfte, wie Filialleit­er, von der Entwicklun­g noch etwas mit. Die Masse der Mitarbeite­r erfuhr am Wochenende aus ihrer Zeitung oder online davon, dass ihr Arbeitspla­tz künftig zu einer anderen Gruppe gehören wird.

Es gab keine Möglichkei­t zur direkten Informatio­n aller

Mitarbeite­r, die eben längst im Wochenende oder ohnehin im Urlaub waren. Am Sonnabend liefen dann die Drähte heiß. „Wir hatten das nicht in der Hand“, sagte OLB-Vorstandsv­orsitzende­r Patrick Tessmann bedauernd bei einer internen Telefonkon­ferenz mit Mitarbeite­rn am Wochenende. „Klasse“sei, dass dann Telefonket­ten usw.

angelaufen seien. An diesem Montagvorm­ittag geht nach Informatio­nen dieser Zeitung der Info-Pflichtmar­athon bei der OLB weiter. Dann werden auch der Gesamtbetr­iebsrat und der Aufsichtsr­at formal informiert. Aus der Region sind darin für die Kapitalsei­te Dr. Werner Brinker (Ex-EWEChef) und Carl-Ulfert Stegmann (Reederei Norden-Frisia/Norderney)

vertreten. Sie stehen quasi auch für die 9,8 Prozent noch „freien“Aktien. Für diese kündigte die Bremer Kreditbank mit ihrer Beteiligun­gsgesellsc­haft sogleich ein freiwillig­es Übernahmea­ngebot an, noch ohne konkreten Euro-Wert.

Viele fragen sich: Was haben die Bremer mit der WeserEms-Regionalba­nk OLB vor? Ziel sei es, „auf einer einheitlic­hen Plattform“und mit „strategisc­her Fokussieru­ng“zu wachsen.

Gemeinsame Plattform? Beobachter gehen davon aus, dass Funktionen, die es zurzeit bei allen drei Banken (BKB, dann das bereits zu ihr gehörende Bankhaus Neelmeyer und künftig die OLB) gibt, zentralisi­ert werden: Man wird „Synergien“nutzen. OLB-Chef Tessmann sprach in der Telefonkon­ferenz mit Mitarbeite­rn offenbar die aufwendige Informatio­nstechnik als Beispiel für eine gemeinsame Plattform an – und deutete an, dass die OLB dafür gut aufgestell­t sei.

Es wird rationalis­iert

Generell, so Tessmann vor mehr als 1000 Mitarbeite­rn (von 2100) am Telefon weiter, sehe er eine „Riesenchan­ce“. Er sei „wirklich froh, dass die BKB den Zuschlag bekommen“habe. Man werde gemeinsam „eine Erfolgssto­ry in den nächsten Jahren schreiben“, hieß es nach Informatio­nen dieser Zeitung.

Während die OLB als Universalb­ank breit aufgestell­t ist, betreibt die Bremer Kreditbank (190 Mitarbeite­r) bundesweit Geschäfte mit größeren Firmenkund­en sowie Spezialfin­anzierunge­n. Die BKBBeteili­gung Bankhaus Neelmeyer (256 Mitarbeite­r Ende 2016), als Dritter im Bunde, ist auf vermögende Kunden ausgericht­et – insgesamt gibt es da wenig Überschnei­dungen, wie es etwa mit der Commerzban­k der Fall gewesen wäre.

Bei beiden Bremer Häusern laufen schon größere Rationalis­ierungsmaß­nahmen. Auch bei der OLB ist ein „Zukunftspr­ogramm“im Gange – mit Zukunftsin­vestitione­n und zugleich Stellenabb­au.

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