Die „Heuschrecken“sind los – Plage oder Heilsbringer?
Wie die oft im Verborgenen arbeitenden Finanzinvestoren agieren und was sie bezwecken
IM NORDWESTEN – Wenn der Begriff „Heuschrecken“in Verbindung mit UnternehmensBeteiligungen oder -Käufen auftaucht, macht sich oft Unbehagen breit. Doch ist der Ruf der Finanzinvestoren zu Recht so schlecht? Fragen und Antworten:
Was sind „Heuschrecken“
Als „Heuschrecken“bezeichnet man vor allem sogenannte „Private-Equity-Fonds“, wobei „Equity“für Unternehmensbeteiligung und „Private“für nicht öffentlich, also nicht börsennotiert, steht. Wichtig ist, dass „PrivateEquity-Fonds“zwar mit „Hedgefonds“Gemeinsamkeiten haben, aber keinesfalls mit ihnen verwechselt werden sollten. Denn „Hedgefonds“ist eine Sammelbezeichnung für Finanzinvestoren, die meist kurzfristig auf Märkten spekulieren, während „Private-Equity-Fonds“eher mittelbis langfristig ausgerichtet sind.
Wie arbeiten „Heuschrecken“
Meistens sammelt ein „Private-Equity-Fonds“bei Kapitalanlegern riesige Geldsummen, um diese gezielt in wenige Unternehmen zu investieren. Bevorzugt werden meist Mehrheitsbeteiligungen und nicht selten Käufe auf Kredit. Dafür werden Gesellschaften ausgesucht, in denen möglichst große Reserven schlummern – diese müssen anschließend nur mobilisiert werden, um das eingesetzte Kapital wieder zu erwirtschaften. Die Unternehmen müssen also profitabler werden und meist nebenher auch den Kredit abbezahlen, der zu ihrem Kauf aufgenommen wurde. Ist das alles geschafft, wird das entsprechende Unternehmen meist wieder verkauft – vorzugsweise mit hohem Gewinn, der dann an die Kapitalanleger ausgeschüttet werden kann. Die durchschnittliche Laufzeit eines „Private-Equity-Fonds“liegt bei fünf Jahren. Meist können hohe Renditen von bis zu 20 Prozent erwirtschaftet werden, doch es gibt auch Risiken. Etwa, wenn zu teuer eingekauft wird oder es nicht gelingt, ein Unternehmen rentabler zu machen.
Warum ist ihr Ruf häufig so schlecht
„Heuschrecken“wird oftmals ein aggressives Vorgehen nachgesagt, Kritiker bezeichnen sie gern als skrupellose Wertevernichter. Befürworter argumentieren, dass man mit einer Rendite-Maximierung eine Volkswirtschaft effizienter macht, was wiederum allen nütze. Wie so oft gibt es für beide Seiten Beispiele. Ein bekannter Fall ist der des Armaturenherstellers Grohe, der von zwei Finanzinvestoren nacheinander übernommen wurde, die die Kasse plünderten und einen riesigen Schuldenberg zurückließen. Auf der anderen Seite haben zwei Finanzinvestoren dem Geldautomatenhersteller WincorNixdorf wieder auf die Beine geholfen. Neue Jobs sind entstanden und das Unternehmen ging an die Börse.
Gibt es neben der OLB Beispiele aus der Region
Unvergessen dürfte die aggressive Attacke von USHedgefonds vor zehn Jahren auf den Oldenburger Fotodienstleister CeWe Color (heute Cewe Stiftung & Co. KGaA) bleiben. Der Machtkampf hatte monatelang gedauert. Schließlich gewannen die Oldenburger. Doch es gibt auch positive Beispiele einer langjährigen Zusammenarbeit wie Broetje Automation (Rastede) oder die Schuhfirma Lloyd (Sulingen).