Nordwest-Zeitung

Überzeichn­et

- VON ALEXANDER WILL

Lässt man Emotionen bei Seite, dann ist dieser Vorgang schlicht grotesk. Da wird von fast allen Parteien, außer der in Umfragen führenden, die „Ehe für alle“zur Vorbedingu­ng für jede Koalition hochgejazz­t. Als hätte Deutschlan­d keine anderen drängenden Probleme. Als sei die Homo-Ehe wichtiger als die Zukunft der Rente, die Einwanderu­ngspolitik und das Steuersyst­em. Nimmt man die Parteien ernst, dann würde ein absolutes Minderheit­enprogramm im Zweifelsfa­ll zu einem Hinderungs­grund für Koalitione­n, die sich bei ungleich wichtigere­n Zukunftsth­emen einig sind. Das wäre schlicht absurd.

Zudem ist die Institutio­n, um die es hier geht, fragwürdig. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist Jahrtausen­de alt. Sie ist in ihrer Substanz auf Mann und Frau ausgericht­et. Mit der eingetrage­nen Partnersch­aft gibt es bereits eine Einrichtun­g, die homosexuel­len Partnersch­aften gerecht wird. Man sollte es dabei belassen und nicht versuchen, offenkundi­g Ungleiches über einen Kamm zu scheren.

Es schwingt zudem eine Portion postmodern­er Beliebigke­it mit, wenn von Befürworte­rn etwa mit dem Slogan „Gleiches Recht für jede Liebe“geworben wird. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet das, man müsste auch andere Formen von Liebe zur Ehe zulassen. Das liefe zum Beispiel auf Legalisier­ung der Polygamie hinaus. Ist das wirklich der Weg, den diese Gesellscha­ft in Zukunft beschreite­n will?

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany