Überzeichnet
Lässt man Emotionen bei Seite, dann ist dieser Vorgang schlicht grotesk. Da wird von fast allen Parteien, außer der in Umfragen führenden, die „Ehe für alle“zur Vorbedingung für jede Koalition hochgejazzt. Als hätte Deutschland keine anderen drängenden Probleme. Als sei die Homo-Ehe wichtiger als die Zukunft der Rente, die Einwanderungspolitik und das Steuersystem. Nimmt man die Parteien ernst, dann würde ein absolutes Minderheitenprogramm im Zweifelsfall zu einem Hinderungsgrund für Koalitionen, die sich bei ungleich wichtigeren Zukunftsthemen einig sind. Das wäre schlicht absurd.
Zudem ist die Institution, um die es hier geht, fragwürdig. Die Ehe zwischen Mann und Frau ist Jahrtausende alt. Sie ist in ihrer Substanz auf Mann und Frau ausgerichtet. Mit der eingetragenen Partnerschaft gibt es bereits eine Einrichtung, die homosexuellen Partnerschaften gerecht wird. Man sollte es dabei belassen und nicht versuchen, offenkundig Ungleiches über einen Kamm zu scheren.
Es schwingt zudem eine Portion postmoderner Beliebigkeit mit, wenn von Befürwortern etwa mit dem Slogan „Gleiches Recht für jede Liebe“geworben wird. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet das, man müsste auch andere Formen von Liebe zur Ehe zulassen. Das liefe zum Beispiel auf Legalisierung der Polygamie hinaus. Ist das wirklich der Weg, den diese Gesellschaft in Zukunft beschreiten will?