Polizei rechnet mit Fußball ab
Gewerkschaft schlägt Alarm – Immer mehr Gewalt und Beleidigungen gegen Beamte
Polizeieinsätze kosteten mehr als zwölf Millionen Euro. Ein „Fußball-Gipfel“löst Skepsis aus.
HANNOVER – Niedersachsens Polizeigewerkschaft GdP schlägt nach der abgelaufenen Fußball-Saison Alarm: Die Beamtinnen und Beamten müssen nicht nur ein mittlerweile „unfassbares Maß an Gewalt und Beleidigungen ertragen“, so GdPChef Dietmar Schilff im Gespräch mit der Ð, sondern auch die Kosten explodieren.
Nach Berechnungen des Innenministeriums berappte der Steuerzahler für die Polizeieinsätze bei 318 Spielen im Norden – von der ersten Bundesliga bis zur Regionalliga Nord – insgesamt 12,15 Millionen Euro. Allein die Absicherung der Derbys zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig kosteten 2,5 Millionen Euro oder 45000 Personalstunden. Für die rund 12 Millionen Euro oder 216 000 Personalstunden könnte man ungefähr 132 reguläre Stellen bei der Polizei finanzieren.
Doch mehr als die Kostenseite empört GdP-Chef Schilff, dass die Einsatzkräfte zu Prügelknaben der Fans werden. „Das muss unterbunden werden“, fordert er die Klubs zum Handeln auf. Der Fußball rede so viel von Fairplay. „Aber wo laufen die Spieler hin, um sich abfeiern zu lassen? Dort, wo die oft übelsten Fans im Stadion stehen“, kritisierte der Polizeigewerkschafter. „Spieler haben Verantwortung für ein faires Spiel – auch gegenüber Polizisten“, sagt Schilff. Mit großer Skepsis blickt die Polizeigewerkschaft auf den von Innenminister Boris Pistorius (SPD) am 10. August anberaumten Fußball-Gipfel. Gerade die harte Fan-Szene zögert. „Aber ohne Fangruppierungen bringt ein Gipfel nichts“, sagt Schilff.
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