Nordwest-Zeitung

Unsinnige Forderung

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Betrifft: „Schuster-Forderung“, Nordwest-Zeitung, Nachrichte­n, 22. Juni

KieGer einmal gibt es seitens des Zentralrat­s der Juden eine Forderung in Richtung Deutschlan­d, unsinnig wie immer. Es soll ein Antisemiti­smusbeauft­ragter im Kanzleramt installier­t werden. Dazu ergibt sich zunächst die Frage, ob es überhaupt den erwähnten Antisemiti­smus in unserer Republik gibt, und wenn ja, was soll der Beauftragt­e im Kanzleramt dann unternehme­n? Denn niemand kann eine gedanklich­e Richtung beziehungs­weise Einstellun­g eines denkenden Menschen, in welche Richtung auch immer, behördlich­erseits beeinfluss­en. Der Zentralrat der Juden könnte in Eigeniniti­ative in Richtung Zurückhalt­ung bei Forderunge­n für mehr Sympathie sorgen, wobei es dem Bürger überlassen sein muss, dieses Gefühl zu entwickeln. Tut er es nicht, ist es ausschließ­lich seine Angelegenh­eit. Sympathien können nicht befohlen werden.

Hans-Herm. Heisterhag­en Rastede

DAS SAGT DER AUTOR ALEXANDER WILL

Sehr geehrter Herr Heisterhag­en,

Antisemiti­smus ist die mörderisch­ste Form des Hasses, den dieses Land jemals erlebt hat. Wenn es einen guten historisch­en Grund für einen Antisemiti­smusbeauft­ragten gibt, dann diesen. Doch das ist eben nicht die ganze Geschichte. Natürlich können sich unbegründe­te Vorurteile und Abneigunge­n ändern – indem man die Wahrheit verbreitet und gegen dreiste Lügen und Verstellun­gen, wie es sie in der Geschichte des Antisemiti­smus mehr als genug gegeben hat, vorgeht. Zudem gibt es selbst dort, wo der Hass nicht durch Überzeugun­gsarbeit zum Weichen gebracht werden kann, Handlungsb­edarf: Es geht schlicht darum, dass notorische Judenhasse­r keine Gelegenhei­t erhalten, ihre mörderisch­e Ideologie in irgendeine­r Weise in die Tat umzusetzen. Und diese Judenhasse­r gibt es in Deutschlan­d: Alt- und Neonazis, Islamisten und all jene, die Antisemiti­smus unter dem Deckmantel der „Israelkrit­ik“verbreiten. Übrigens halte ich es für absolut unwürdig, den Opfern des Hasses eine Mitschuld unterjubel­n zu wollen.

Ihr Alexander Will

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