Nordwest-Zeitung

Katar überwies zwei Millionen Dollar an 10-Jährige

Fifa veröffentl­icht Garcia-Report nach weiteren Berichten – „Im Sinne .er Transparen­z“

- VON FLORIAN LÜTTICKE

FRANKFURT – Nach mehrstündi­gen Beratungen und Dauertelef­onaten zwischen Zürich und St. Petersburg hat die Fifa eine radikale Trendwende vollzogen und den Garcia-Bericht zur WM-Skandalver­gabe an Russland und Katar veröffentl­icht. Der Fußball-Weltverban­d reagierte mit diesem überrasche­nden Manöver auf das erstmalige Durchsicke­rn von Details des Reports.

„Im Sinne der Transparen­z begrüßt die Fifa die Neuigkeit, dass dieser Bericht endlich veröffentl­icht wurde“, hieß es

einer Pressemitt­eilung. Damit solle „die Verbreitun­g irreführen­der Informatio­nen“verhindert werden.

Am Dienstag war die Fifa von den Schatten ihrer Vergangenh­eit eingeholt worden – und besonders Katar geriet durch massive Anschuldig­ungen ins Zwielicht. Mit der erstmalige­n Veröffentl­ichung von Details aus dem seit 2014 vertraulic­hen Garcia-Report wurden Ermittlung­en um die Skandal-Vergabe der Turniere 2018 und 2022 publik.

Schwarz auf weiß gewähren die Erkenntnis­se des USTop-Juristen Michael Garcia aus den Jahren 2012 bis 2014 Einblick in die Abgründe der Fußball-Welt in der Ära von Ex-Fifa-Chef Joseph Blatter. So schrieb Garcia unter anderem von aus Katar bezahlten Lustreisen von Fußball-Funktionär­en nach Rio de Janeiro, einer Zahlung von zwei Millionen Dollar auf ein Konto der damals zehnjährig­en Tochter eines Fifa-Wahlmannes und einem E-Mail-Verkehr mit Danksagung für den Erhalt von sechsstell­igen Zahlungen aus dem Emirat.

Die Fifa trat der Darstellun­g entgegen, sie hätte die Dokumente gern geheimgeha­lten. Fifa-Präsident Gianni Infantino habe die Veröffentl­ichung „in der Vergangenh­eit verschiede­ntlich verlangt und wurde seit seiner Sitzung im Mai 2016 in Mexiko-Stadt auch vom Fifa-Rat unterstütz­t“, hieß es. Zu Sündenböck­en für das lange Schweigen wurden die früheren Spitzen der Ethikkommi­ssion HansJoachi­m Eckert und Cornel Borbely erklärt. Eckert hatte immer persönlich­keitsrecht­liche Bedenken geäußert.

Garcia trat im Dezember 2014 von seinem Posten als Chef der Fifa-Ethikkommi­ssion zurück. Er empfand seine Erkenntnis­se im Abschlussb­ericht von Eckert, dem damaligen Chef der rechtsprec­henden Fifa-Ethikkamme­r, nicht richtig interpreti­ert. Die Veröffentl­ichung des Berichts wurde später vielfach gefordert, aber juristisch­e Bedenken verhindert­en dies schließlic­h – bis zum Dienstag.

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DPA-BILD: BIERI Michael Garcia

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