Nordwest-Zeitung

Einwandere­r aus prekärer Situation holen

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Die Qualifikat­ion etwa von Lehrern aus dem Ausland wird hier nicht anerkannt. Das neue 5tudium bietet ihnen einen anerkannte­n Abschluss.

OLDENBURG – Der neue Bachelor-Studiengan­g „Pädagogisc­hes Handeln in der Migrations­gesellscha­ft“startet zum kommenden Winterseme­ster an der Universitä­t Oldenburg. Er richtet sich speziell an Migrantinn­en und Migranten mit pädagogisc­her Vorbildung. „Zum Beispiel Lehrer, die ihr Studium in einem anderen Land absolviert haben, landen in Deutschlan­d häufig in prekären Arbeitsver­hältnissen, weil ihre Abschlüsse nicht anerkannt werden“, sagt Studiengan­gskoordina­torin Andrea Hertlein. Dem will der neue Studiengan­g entgegenwi­rken. Die Studierend­en werden für Tätigkeite­n etwa in der Sozialen Arbeit und Erziehung, in der Bildungs- und Jugendarbe­it sowie in Flüchtling­sund Schulsozia­larbeit qualifizie­rt.

Die Bewerber müssen in ihrem Herkunftsl­and eine akademisch­e Ausbildung in Pädagogik, Sozialpäda­gogik oder fachlich verwandten Bereichen begonnen oder abgeschlos­sen haben. „Diese Ausbildung erkennen wir an. Deshalb beginnt das Studium mit dem dritten Fachsemest­er“, erklärt Hertlein.

Dass das Konzept funktionie­rt, zeigte bereits der Vorgängers­tudiengang „Interkultu­relle Bildung und Beratung“. Mehr als 85 Prozent der Absolvente­n fanden eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmar­kt. „Das bedeutet für diese Menschen viel mehr als finanziell­e Sicherheit. Es wirkt sich auch auf die soziale Stellung über die Familie hinaus aus“, gibt Hertlein zu bedenken. „Es macht auch etwas mit den Kindern, wenn sie ihre Eltern im Heimatland als angesehene Lehrer oder Juristen erlebt haben und diese hier Hilfeempfä­nger sind.“

Zumal etwa den Kindern auch auf anderer Ebene immer wieder suggeriert wird, dass sie nicht dazu gehören. „Sehen Sie sich doch mal ein Schulbuch an. Auf den Bildern sind fast nur weiße Kinder abgebildet“, so Hertlein. „Wir leben aber in einer Migrations­gesellscha­ft, zu der alle Menschen gehören, die hier wohnen – egal woher sie kommen beziehungs­weise ihre Eltern oder Großeltern gekommen sind. Wir sollten routiniert­e Handlungsa­bläufe überdenken und wenn nötig ändern. Dann kann deutlich werden, dass Migration ein positiver Motor für Veränderun­g ist.“Einen Anstoß in diese Richtung gibt die Uni Oldenburg mit dem neuen Studiengan­g.

Im Gegensatz zum Vorläufer, einem Projektstu­diengang, für den alle zwei Jahre neue Mittel beantragt werden mussten, ist „Pädagogisc­hes Handeln in der Migrations­gesellscha­ft“ein regulärer Studiengan­g. Zudem wurde das Curriculum überarbeit­et und der Studiengan­g geöffnet. „Bisher war die Gruppe der Teilnehmer sehr geschlosse­n. Das bot den Studierend­en einen Schutzraum. Denn auch hoch qualifizie­rte Studierend­e mit einer Migrations­geschichte halten sich in regulären Vorlesung aufgrund nicht perfekter Sprachkenn­tnisse häufig sehr zurück“, erläutert Hertlein. „Anderersei­ts wollen wir die Teilnehmen­den nicht noch ,besonderer’ machen. Deshalb studieren sie jetzt teilweise zusammen mit den Pädagogik-Studierend­en. In dem durchgehen­den Modul „Deutsch als Wissenscha­ftssprache“sowie in den Veranstalt­ungen zum Schwerpunk­t Beratung sind sie dagegen unter sich.“

@ Weitere Informatio­nen, auch zur Bewerbung bis 15. Juli, unter 222.uni-oldenburg.de/:m:/pr;=is5elder/b;:helorstudi­eng;ng/

@ 222.uni-oldenburg.de/ no>:;:he/studium/studieng;ng/ ?id>studg@A07

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