Oldenburger sollen Pflege neu erfinden
So werden Maschinen in Zukunft bei der Betreuung eine Hilfe sein können
Betten mit Roboterarmen, die Pflegebedürftige umlagern? Daran arbeiten jetzt Oldenburger Entwickler.
OLDENBURG – Das nächste Leuchtturmprojekt ist in der Region angesiedelt: Am Oldenburger Forschungs- und Entwicklungsinstitut (Offis) ist ein bundesweit bisher einmaliges Pflegeinnovationszentrum (Piz) an den Start gegangen. Dort soll nichts weniger passieren, als die Zukunft der Pflege entscheidend neu zu denken – und zu erfinden.
„Egal ob Tassen, die die Flüssigkeitsaufnahme überwachen, oder Sensorsysteme, die erkennen, dass eine Person gestürzt ist und eigenständig Hilfe rufen – unterschiedlichste technische Innovationen werden den Menschen künftig unterstützen und im alltäglichen Leben entlasten“, sagt Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Mit dem Pflegecluster bringe man Forschung und Praxis enger zusammen und sorge dafür, dass hilfreiche digitale Assistenzsysteme im Alltag erprobt und weiterentwickelt werden können.
20 Millionen Euro ist dem Ministerium die Förderung des Projekts, das zunächst bis 2022 laufen soll, wert. „Wir sind sehr stolz“, sagt Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein, der gemeinsam mit Prof. Dr. Susanne Boll-Westermann die wissenschaftliche Leitung des Piz übernommen hat.
Das Thema Pflege ist für das Offis kein Neuland. „Wir haben in der Vergangenheit immer wieder Pflegeprojekte gehabt, etwa in der Palliativpflege, die es uns ermöglicht haben, das Thema in der ganzen Tiefe und Breite kennenzulernen“, sagt Piz-Leiter Hein.
Zuletzt machten die OffisEntwickler auf dem Gebiet mit der Konzeption einer Idealwohnung für Senioren von sich reden – ausgestattet mit allen technischen Raffinessen zur Erleichterung des Alltags. Erleichterung ist eines der großen Stichworte. „Uns ich wichtig klarzustellen, dass wir Menschen mit unseren Innovationen nicht aus der Pflege verdrängen wollen“, so Hein. Vielmehr wolle man Unterstützung und Entlastung bieten.
So wollen die Oldenburger Entwickler etwa an Betten arbeiten, die eine Umlagerung eines Pflegebedürftigen erleichtern. Ein Bett mit Roboterarmen? „Das könnte sein“, sagt Hein. Pflegeberufe seien für viele Menschen nicht mehr attraktiv. „In einiger Zeit werden hunderttausende Pflegekräfte fehlen“, prophezeit Hein. Mit den Erleichterungen wolle man im Idealfall diese Entwicklung etwas aufhalten.
Über vier bundesweite Pflegezentren sollen dann die Oldenburger Entwicklungen ihren Weg in die Pflegepraxis finden.