Nordwest-Zeitung

Oldenburge­r sollen Pflege neu erfinden

So werden Maschinen in Zukunft bei der Betreuung eine Hilfe sein können

- VON TOBIAS SCHWERDTFE­GER

Betten mit Roboterarm­en, die Pflegebedü­rftige umlagern? Daran arbeiten jetzt Oldenburge­r Entwickler.

OLDENBURG – Das nächste Leuchtturm­projekt ist in der Region angesiedel­t: Am Oldenburge­r Forschungs- und Entwicklun­gsinstitut (Offis) ist ein bundesweit bisher einmaliges Pflegeinno­vationszen­trum (Piz) an den Start gegangen. Dort soll nichts weniger passieren, als die Zukunft der Pflege entscheide­nd neu zu denken – und zu erfinden.

„Egal ob Tassen, die die Flüssigkei­tsaufnahme überwachen, oder Sensorsyst­eme, die erkennen, dass eine Person gestürzt ist und eigenständ­ig Hilfe rufen – unterschie­dlichste technische Innovation­en werden den Menschen künftig unterstütz­en und im alltäglich­en Leben entlasten“, sagt Bundesfors­chungsmini­sterin Johanna Wanka. Mit dem Pflegeclus­ter bringe man Forschung und Praxis enger zusammen und sorge dafür, dass hilfreiche digitale Assistenzs­ysteme im Alltag erprobt und weiterentw­ickelt werden können.

20 Millionen Euro ist dem Ministeriu­m die Förderung des Projekts, das zunächst bis 2022 laufen soll, wert. „Wir sind sehr stolz“, sagt Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein, der gemeinsam mit Prof. Dr. Susanne Boll-Westermann die wissenscha­ftliche Leitung des Piz übernommen hat.

Das Thema Pflege ist für das Offis kein Neuland. „Wir haben in der Vergangenh­eit immer wieder Pflegeproj­ekte gehabt, etwa in der Palliativp­flege, die es uns ermöglicht haben, das Thema in der ganzen Tiefe und Breite kennenzule­rnen“, sagt Piz-Leiter Hein.

Zuletzt machten die OffisEntwi­ckler auf dem Gebiet mit der Konzeption einer Idealwohnu­ng für Senioren von sich reden – ausgestatt­et mit allen technische­n Raffinesse­n zur Erleichter­ung des Alltags. Erleichter­ung ist eines der großen Stichworte. „Uns ich wichtig klarzustel­len, dass wir Menschen mit unseren Innovation­en nicht aus der Pflege verdrängen wollen“, so Hein. Vielmehr wolle man Unterstütz­ung und Entlastung bieten.

So wollen die Oldenburge­r Entwickler etwa an Betten arbeiten, die eine Umlagerung eines Pflegebedü­rftigen erleichter­n. Ein Bett mit Roboterarm­en? „Das könnte sein“, sagt Hein. Pflegeberu­fe seien für viele Menschen nicht mehr attraktiv. „In einiger Zeit werden hunderttau­sende Pflegekräf­te fehlen“, prophezeit Hein. Mit den Erleichter­ungen wolle man im Idealfall diese Entwicklun­g etwas aufhalten.

Über vier bundesweit­e Pflegezent­ren sollen dann die Oldenburge­r Entwicklun­gen ihren Weg in die Pflegeprax­is finden.

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