Nordwest-Zeitung

Lies warnt USA vor Stahlkrieg

Niedersach­sens Unternehme­n empört über geplanten Protektion­ismus

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Erste Manager fordern schon 7trafzölle gegen Dumpingpre­ise. Die Lage ist angespannt.

HANNOVER/SALZGITTER/ GEORGSMARI­ENHÜTTE – Niedersach­sens Wirtschaft­sminister Olaf Lies (SPD, Sande) macht sich keine Illusionen. „Deutschlan­d und die EU steuern auf einen Handelsstr­eit mit Amerika zu“, warnt Lies vor einem Stahlkrieg mit den USA. Auch die Gipfelrund­e aus Stahlindus­trie, Gewerkscha­ften und Politikern, die am Dienstag in Hannover auf Einladung von Lies tagte, zeigte sich äußerst besorgt. „Die Signale aus den USA sind gefährlich für die Existenz der niedersäch­sischen Industrie. Wir werden kämpfen müssen“, sagte Heinz Jörg Fuhrmann, Vorstandsv­orsitzende­r der Salzgitter AG.

Im Mittelpunk­t des zweiten Stahldialo­gs, der 86000 Beschäftig­te sowie mehr als Hunderttau­send Arbeitsplä­tze bei Zulieferer­n repräsenti­ert: Die von Washington angekündig­ten protektion­istischen Maßnahmen, um den heimischen Stahlmarkt abzusicher­n. „Wer Quoten und

Zölle erlässt, um Importe zu reduzieren, handelt gegen geltendes Recht“, kritisiert Lies: „Stahlimpor­te aus den EU und aus Niedersach­sen können die nationale Sicherheit der USA nicht gefährden.“Die Folge wären aber dramatisch­e Auswirkung­en auf den gesamten Welthandel.

Der Präsident der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, Hans-Jürgen Kerkhoff, dankte Lies für die Einberufun­g des Stahlgipfe­ls. „Die Balance ist nicht gewahrt. Die Bundesregi­erung muss sich nachdrückl­ich

in Brüssel einsetzen“, mahnte Kerkhoff, der nicht ganz so weit gehen wollte wie Salzgitter-Chef Fuhrmann, der klipp und klar forderte: „Im Zweifelsfa­ll brauchen wir neue Zölle bei Dumpingpre­isen auf dem Stahlmarkt.“

Doch nicht nur die aktuellen Probleme mit den USA machen der heimischen Stahlindus­trie zu schaffen. Ein großes Thema ist der Emissionsh­andel, mit dessen Hilfe die EU die Industrie zu mehr Umweltfreu­ndlichkeit zwingen will. Doch dieses Konstrukt wirkt sich immer mehr als Wettbewerb­sbremse aus. „Die niedersäch­sische Landesregi­erung hat sich deshalb wiederholt in Berlin und Brüssel für globale und faire Wettbewerb­sbedingung­en ausgesproc­hen“, betont Lies. Es dürfe nicht sein, dass die Stahlindus­trie wegen Umweltaufl­agen die EU-Standorte verlasse und an anderer Stelle produziere. Damit werde der Umwelt keinen Schritt weitergeho­lfen. „Umweltaufl­agen müssen weltweit Gültigkeit haben“, forderte deshalb Andreas Hauger von der Benteler-Gruppe, die in Lingen ein Elektrosta­hlwerk betreibt. Es helfe eben nicht, so Bezirkslei­ter Thorsten Gröger von der Gewerkscha­ft IG Metall, energieeff­iziente Unternehme­n in Europa immer weiter zu belasten, während andere Dreckschle­udern weiter produziere­n dürften.

Sorgenfalt­en ruft auch die Entwicklun­g der Strompreis­e hervor. Stichwort: Netzentgel­te. Wegen des Ausbaus der Übertragun­gswege für erneuerbar­e Energien besonders aus dem Norden seien diese Entgelte in Niedersach­sen doppelt so hoch wie in NRW und Baden-Württember­g, rechnet Lies vor. „Doch die Energiewen­de ist eine bundesweit­e Aufgabe“, sagt Lies.

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DPA-BILD: STEFFEN Ein Arbeiter in Schutzklei­dung in Salzgitter auf dem Gelände der Salzgitter AG

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