Nordwest-Zeitung

Wo Eie Nacht zum Tag gemacht wurEe

Film über die Diskotheke­n der 70er und 80er – Vom Renaissanc­e bis zum Etzhorner Krug

- VON THOMAS HUSMANN

Norbert Pollak, Gerold Kehmeier und Wolfgang Meyer planen einen zweiten Oldenburge­r Diskotheke­n-Film. :ie suchen dafür noch Filme und alte Fotos.

OLDENBURG – Party bis zum Sonnenaufg­ang: Sunup’s, der Name der Diskothek in der Baumgarten­straße war Programm. Doch das Up’s war nicht die einzige Disco, in der sich die Jugendlich­en und jungen Leute in den 70er und 80er Jahren vergnügten, wissen Norbert Pollak, Gerold Kehmeier und Wolfgang Meyer von Oldenburg-Film.

Nach ihrem Filmprojek­t „Ohne Schlips geht gar nichts“über die Tanzlokale in den 50er- und 60er-Jahren nehmen sie jetzt die Diskotheke­n unter die Lupe, die diese Tanzlokale ablösten. Der „Etzhorner Krug“oder das „Ede Wolf“zogen die jungen Menschen an. Getanzt wurde auch im „Renaissanc­e“oder im „Red Balloon“in der Wallstraße. Manche Discos gibt es auch heute noch, wie beispielsw­eise das „Cubes“, das das Sunup’s ablöste. Oldenburg-Film will nun den Diskotheke­n einen Film widmen und ist dringend auf der Suche nach Zeitzeugen aber vor allem auch nach Bildern und Filmen.

Doch wer ging damals schon mit der Kamera in die Disco? Man nahm sich selbst nicht so wichtig. Die Geburtsjah­rgänge nach 1960 waren unter dem Eindruck des Vietnamkri­eges und der Studentenu­nruhen aufgewachs­en und sozialisie­rt worden. Die Vorgängerg­eneration hatte den Weg frei gemacht, „für die Leichtigke­it des Seins“.

Gesellscha­ftliche Zwänge waren abgefallen, man trug Parka und Jeans zur Schule und in der Freizeit. Je verblichen­er der Parka war, desto besser. Auch Jeansjacke­n waren schwer angesagt, in deren Innenseite oftmals zusätzlich­e Im „Renaissanc­e“am Beginn der Alexanders­traße traf man immer jemanden, den man kannte. In der Baumgarten­straße gab es immer magnetisch­e Anziehungs­punkte, wie etwa damals das „Sunup’s“oder davor das „Gretna Green“oder das „Montys“.

Taschen eingenäht wurden. Die Jugend fuhr auf Puch-Mofas oder knatterte auf Vespas durch die Stadt. Velo Solex waren angesagt, die Mädchen fuhren Ciao. Alles gern auch ein wenig frisiert, 40 Stundenkil­ometer mussten die Gefährte schon bringen, was ab und an die Polizei auf den Plan rief.

Die Discos waren aber auch immer Kneipen, in denen sich Freunde und Freundinne­n mit ihren Cliquen trafen. Im vorderen Bereich des Sunup’s stand mitten im Raum eine Theke, man

konnte an Tischen gemütlich Platz nehmen. Ein Billardtis­ch war stets dicht umlagert und aus dem Thekenraum hinaus führte ein Gang zur Tanzfläche und in eine Art Bistro mit Korbstühle­n.

Auch das „Renaissanc­e“konnte seine Vergangenh­eit als Tanz- und Veranstalt­ungslokal „Zillertal“nicht verheimlic­hen. Eine Balustrade, wo an Theken Getränke verkauft wurden, umgab den Saal, in dem Stühle und Tische standen. Getanzt wurde im Bereich der ehemaligen Bühne. An der Kasse wurden

Verzehrkar­ten ausgeteilt. Wer seine verlor, musste 50 Mark beim Verlassen zahlen. Auf sie musste man höllisch aufpassen. Es gab Spezialist­en, die sich fremde Karten in einem unbeobacht­eten Moment nahmen, zechten und beim Rausgehen die geklaute, fast leere Verzehrkar­te vorlegten.

Auch das Ede Wolf in Metjendorf übte auf die Jugend eine hohe Anziehungs­kraft aus. Auch dort gab’s eine große Theke, an der das eine oder andere Bier gezapft und getrunken wurde. Einen zweifelhaf­ten Ruf als Drogenhöhl­e

genoss das „Tiffany“von Emil Penning an der Alexanders­traße. Das mittlerwei­le abgerissen­e Gebäude befand sich stadtauswä­rts kurz vor der Aral-Tankstelle.

Dennoch: Es war eine ruhige Zeit. Handgreifl­iche Auseinande­rsetzungen gab es kaum, die heute üblichen Türsteher auch nicht. Der Film über die Disco-Szene soll Ende des Jahres präsentier­t werden. Norbert Pollak, Gerold Kehmeier und Wolfgang Meyer von Oldenburg-Film sind dringend auf der Suche nach Bildern und Filmen, die diese Zeit dokumentie­ren. Sie freuen sich über Anrufe unter Tel. 4 23 92.

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BILD: ARCHIV/HARMS
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BILD: ARCHIV
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BILD: PATRICK BUCK Fußballgol­f

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