Nato schickt mehr Truppen nach Afghanistan
Taliban in der Offensive – Mandatsobergrenze für deutsche Soldaten schon fast erreicht
BRÜSSEL – Die Nato will wieder mehr Soldaten nach Afghanistan schicken. „Ich kann heute bestätigen, dass wir unsere Präsenz in Afghanistan erhöhen werden“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg beim Verteidigungsministertreffen am Donnerstag in Brüssel. 15 Länder hätten bereits eine Verstärkung der aktuellen Ausbildungsmission zugesagt. „Ich erwarte weitere Ankündigungen.“Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon sagte, Großbritannien wolle seine bisherige Truppenstärke von bislang 500 Soldaten um etwas mehr als 100 aufstocken. Stoltenberg ging nicht davon aus, dass auch die USA bei dem Treffen konkrete Zahlen nennen werden.
Hintergrund ist das Miedererstarken der radikalislamischen Taliban in Afghanistan. Die Sicherheitslage in dem Land hat sich seit dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes Ende 2014 drastisch verschlechtert. Dieser hatte begonnen, nachdem am 11. September 2001 AlKaida-Terroristen die USA angegriffen hatten.
Nach Angaben aus Kreisen des Verteidigungsbündnisses sollen sich künftig rund 15 800 Soldaten an dem Einsatz zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte beteiligen. Zuletzt standen etwas mehr als 12000 Soldaten zur Verfügung.
Deutschland ist nach den USA und Italien schon heute der größte Truppensteller in Afghanistan und hatte bereits im vergangenen Jahr sein personelles Engagement verstärkt. Deswegen und vermutlich auch wegen der bevorstehenden Bundestagswahl hat Kanzlerin Angela Merkel angekündigt, dass sie vorerst keine Erhöhung der Mandatsobergrenze prüfen will, die derzeit eine Entsendung von bis zu 980 Soldaten ermöglicht. Möglich wäre demnach lediglich, die Mandatsobergrenze besser auszunutzen. Sie ist aber schon weitgehend ausgeschöpft.
Bei der Truppenaufstockung für den Nato-Einsatz wird vor allem auf ein zusätzliches Engagement der USA gesetzt. Sie könnten nach Angaben aus Bündniskreisen 2000 bis 3000 zusätzliche Soldaten schicken.