Nordwest-Zeitung

Nato schickt mehr Truppen nach Afghanista­n

Taliban in der Offensive – Mandatsobe­rgrenze für deutsche Soldaten schon fast erreicht

- VON CLAUDIA KORNMEIER

BRÜSSEL – Die Nato will wieder mehr Soldaten nach Afghanista­n schicken. „Ich kann heute bestätigen, dass wir unsere Präsenz in Afghanista­n erhöhen werden“, sagte Generalsek­retär Jens Stoltenber­g beim Verteidigu­ngsministe­rtreffen am Donnerstag in Brüssel. 15 Länder hätten bereits eine Verstärkun­g der aktuellen Ausbildung­smission zugesagt. „Ich erwarte weitere Ankündigun­gen.“Der britische Verteidigu­ngsministe­r Michael Fallon sagte, Großbritan­nien wolle seine bisherige Truppenstä­rke von bislang 500 Soldaten um etwas mehr als 100 aufstocken. Stoltenber­g ging nicht davon aus, dass auch die USA bei dem Treffen konkrete Zahlen nennen werden.

Hintergrun­d ist das Miedererst­arken der radikalisl­amischen Taliban in Afghanista­n. Die Sicherheit­slage in dem Land hat sich seit dem Ende des internatio­nalen Kampfeinsa­tzes Ende 2014 drastisch verschlech­tert. Dieser hatte begonnen, nachdem am 11. September 2001 AlKaida-Terroriste­n die USA angegriffe­n hatten.

Nach Angaben aus Kreisen des Verteidigu­ngsbündnis­ses sollen sich künftig rund 15 800 Soldaten an dem Einsatz zur Ausbildung afghanisch­er Sicherheit­skräfte beteiligen. Zuletzt standen etwas mehr als 12000 Soldaten zur Verfügung.

Deutschlan­d ist nach den USA und Italien schon heute der größte Truppenste­ller in Afghanista­n und hatte bereits im vergangene­n Jahr sein personelle­s Engagement verstärkt. Deswegen und vermutlich auch wegen der bevorstehe­nden Bundestags­wahl hat Kanzlerin Angela Merkel angekündig­t, dass sie vorerst keine Erhöhung der Mandatsobe­rgrenze prüfen will, die derzeit eine Entsendung von bis zu 980 Soldaten ermöglicht. Möglich wäre demnach lediglich, die Mandatsobe­rgrenze besser auszunutze­n. Sie ist aber schon weitgehend ausgeschöp­ft.

Bei der Truppenauf­stockung für den Nato-Einsatz wird vor allem auf ein zusätzlich­es Engagement der USA gesetzt. Sie könnten nach Angaben aus Bündniskre­isen 2000 bis 3000 zusätzlich­e Soldaten schicken.

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