Durchhalten
Endlich hat sich die Bundesregierung ermannt, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Grenzen zu setzen. Allerdings hätte der Bund dessen Spielchen schon vor Monaten stoppen können, statt dies feige erheblich mutigeren Stadtverwaltungen und Bürgermeistern zu überlassen. Darüber hinaus sind die Gründe für das Durchgreifen eher prosaischer Natur.
Das Früchtchen vom Bosporus wollte einmal mehr provozieren. Sein Auftritt vor Zehntausenden Türken in Deutschland wäre wohl – man erinnere sich – in die übliche, wüste nationaltürkische Hetze entgleist. Deutsche Politiker hätten sich in Zeiten des Wahlkampfes bis auf die Knochen blamiert, hätten sie Erdogan erlaubt, Deutschland in einem deutschen Stadion zu verunglimpfen.
Zudem sympathisieren viele Wähler mit dem in der Türkei eingesperrten deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel. Dem Präsidenten Rederecht zu gewähren und gleichzeitig bei den Bemühungen um Yücels Freilassung eine Abfuhr nach der anderen zu kassieren, hieße, den Kakao, durch den man sich ziehen lässt, auch noch auszutrinken.
Es geht also schlicht um das Bild, das die deutsche Politik – die Große Koalition, SPD und CDU – im Wahlkampf abgeben. Stärke zeigen sieht einfach besser aus als Kuschen. Das hat man ja jahrelang getan. Doch inzwischen wird Erdogan in weiten Teilen der Wählerschaft derart massiv abgelehnt, dass es keine Option mehr darstellt.
Es steht nun zu hoffen, dass sich diese konsequente Haltung gegenüber dem Islamisten-Regime in Ankara über den Wahltermin hinaus fortsetzt. Die Türkei ist mit Erdogan an der Spitze durch permanente Menschenrechtsverletzungen, regional destabilisierende Eroberungspolitik in Syrien und neo-panislamische Religionspolitik längst zu einem internationalen Problemfall geworden.
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