Nordwest-Zeitung

Verbot für einen Verbündete­n

3arum die Bundesregi­erung Präsident Erdogan nicht vor seinen Landsleute­n reden lassen will

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Der frühere türkische Ministerpr­äsident und heutige Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan hat immer wieder den direkten Kontakt zu seinen Anhängern in Deutschlan­d gesucht – und für seine Auftritte viel Kritik geerntet. Ein Rückblick:

Nazi-Vergleiche, Besuchsver­bote, Abzug der Bundeswehr: Das deutsch-türkische Verhältnis rauscht von einem Tiefpunkt zum nächsten.

BERLIN/ANKARA – Es ist die Iislang wohl schwerste Eskalation im zerrüttete­n deutsch-türkischen Verhältnis: Die Bundesregi­erung verbietet dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan einen Auftritt vor LandsleuRa­nde ten am des G20-Gipfels in Hamburg.

Nach monaLavies­ich telangem ren legte Bundesauße­nmiGabnist­er Sigmar riel (SPD) am Donnerstag fest: „Wir teilen der Türkei mit, dass wir der Überzeugun­g sind, dass ein solin cher Auftritt Deutschmög­lich land nicht ist“, sagDonners­tag. te er am Ein AfErdogan front, den mit seiin nem Antrag, Hamburg rewollen, den zu offen provoziert hatte. Gabriels Vorgehen sei mit Bundeskanz­lerin An(CDU) gela Merkel abgestimmt, machte ihr Sprecher Steffen Seibert deutlich.

Klare Kante gegenüber dem schwierige­n Partner Erdogan, die zuvor auch SPDKanzler­kandidat Martin Schulz eingeforde­rt hatte: „Ausländisc­he Politiker, die unsere Werte zu Hause mit Füßen treten, dürfen in Deutschlan­d keine Bühne für Hetzreden haben“, sagte er in einem Interview.

Ein politische­s Auftrittsv­erbot für den demokratis­ch gewählten Präsidente­n eines Nato-Partnersta­ates – die Spannungen zwischen Ankara und Berlin stehen nun vor einer Zerreißpro­be. Wie wird Erdogan reagieren? Wird er womöglich seine G20-Teilnahme absagen, um Gastgeberi­n Angela Merkel abzustra„inakzephie­ß fen? Die Absage sei tabel und bedauerlic­h“, es in einer ersten Stellungna­h- me aus Ankara. Auch, dass SPD-Chef Schulz Erdogan vorwarf, Hetzreden zu halten, sorgte am Donnerstag bereits für heftige Proteste. Wie schwer der Bundesredi­e gierung Entscheidu­ng zum Auftrittsv­erbot gefallen ist, machte Gabriel klar: „Es ist eine Abwägung der außenpolit­ischen Interessen der Bundesrepu­blik DeutschUnd land. die sind hier eindeutig“, so der Vizekanzle­r, beruft sich dabei auf „verfassung­srechtlich­e Rechtsprec­hung“. Das Bundesverf­assungsger­icht hatte im März klargestel­lt, dass ausländisc­he Regierungs­mitglieder weder nach dem Grundgeset­z noch nach dem Völkerrech­t Anspruch auf einen Auftritt haben. Sollten Politiker „in amtlicher Eigenschaf­t und unter Inanspruch­nahme ihrer Amtsautori­tät“auftreten wollen, hingen sie imvon mer der ausdrückli­oder chen stillschwe­iZustimmun­g genden der Regierung ab. Im Frühjahr, vor dem türkiVerfa­ssungsrefe­rensich schen dum, hatte Berlin nicht zu einem Auftrittsv­erbot durchringe­n können, selbst nicht, nachdem Erdogan Merkel „Nazi-Methoden“vorgehatte. worfen Kommunale Behatten hörden damals aber Auftritte türkischer Minister unterbunde­n – etwa mit HinBrandsc­hutzmängel. weis auf Warum also jetzt der Beschluss, Erdogan nicht reden zu lassen? Der türkische Präsident werde in Hamburg als G20-Gast „mit Ehren empfangen“, erklärte Gabriel. Alles, was darüber hinausgehe, sei „nicht angemessen“und passe „nicht in die politische Landschaft“. Es geht nicht nur um die Frage, ob Erdogans Rede vor Tausenden Anhängern in der Gipfel-Stadt überhaupt abzusicher­n wäre. Gabriel will auch eine rote Linie ziehen, damit es in Zukunft nicht erneut zu so schwierige­n Entscheidu­ngen kommen muss. Er habe Merkel vorgeschla­gen, generell Wahlkampfa­uftritte ausländisc­her Regierungs­mitglieder drei Monate vor Wahlen zu verbieten.

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BILDER: COLOURBOX/OZBILICI (DPA) MONTA;E: ULF MIDDENDORF
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